Reise ohne wiederkehr ... (2er-RPG ^.-)

Kain begriff was los war und nahm die Beine in die Hand... ein ungutes Gefühl beschlich ihn... Friedhöfe waren in solchen Zeiten selten sicher und Kain wusste nicht über welche Kräfte Letha vielleicht noch verfügte... Tote waren immer etwas unheimliches... grade wenn sie anfingen zu leben.

Selena lief so schnell sie konnte.
Doch an einer Schlucht war Endstation.
Sie blieb am Rand stehen und sah hinunter.
Die Schlucht war nicht besonders tief und am Grund floss ein Bach.
Doch der Rand war matschig und rutschig.
Selena nahm ein Seil von ihrem Gürtel.
Dann sah sie zu Kain und hielt ihm ein Ende hin.
Selena: "Du bindest dir das Seil um und kletterst da hinunter. Unten machst du es ab und kletterst auf der anderen Seite wieder hoch."
Die Schlucht war auf der anderen Seite nicht so steil und man konnte daran hochklettern.
Selena: "Ich schieß das Seil dann rüber zu dir und komme hinterher."

Kain nickte... "Gut, ich beeile mich..." Er ergriff das Seil, kletterte so schnell er konnte die Schlucht herunter und stieg unten auf die andere Seite der Schlucht... er machte das Seil ab und rutschte aus... konnte sich aber fangen bevor der Bach ihn mitzog. Er bekam die andere Felswand zu fassen und begann hinaufzuklettern, was sich bei diesem Wetter fast als Selbstmord erwies... mehrfach wäre er beinahe abgerutscht und hinuntergefallen, keine schöne Aussicht... Dann war er oben angekommen und sah zu Selena rüber.

Selena blieb das ein oder andere mal fast das Herz stehen, als Kain fast abgerutscht wäre.
Wieso war sie nicht rübergegangen und hatte ihm den sicheren Teil überlassen.
Sie hatte unterdessen das Seil wieder eingeholt und es an einem Ast befestigt, der in der Felswand feststeckte.
Das andere Ende hatte sie an einem Bolzen ihrer Armbrust befestigt.
Sie legte an und schoss.
Die Sehne flirte und der Bolzen flog mit dem rüber auf die andere Seite.
Der Bolzen bohrte sich direkt vor Kain in die Erde.
Selena: "Zieh das Seil so straff wie es geht!"
Unterdessen schob sie die Armbrust wieder auf den Rücken und sammelte sich.
Was sie nun tun würde, hatte sie lange trainiert.

Kain nickte, ging einige Schritte zurück und zog das Seil straff... er hoffte nur das Selena wusste was sie tat, denn er hatte keine Lust ihre Überreste aus dem Bach zu fischen. Selbst wenn sie vorher vorgeschlagen hätte selbst hinunterzuklettern hätte er es abgelehnt... er war von ihnen vermutlich der bessere Kletterer. "Leg los!"

Selena fasste alle Gedanken zusammen und verbannte diese in die hinterste Ecke ihres Kopfes.
Dann breitete sie die Arme aus und stellte sich direkt ans Seil.
Vorsichtig trat sie auf das Seil mit einem Fuß, dann mit dem anderen.
Als sie sicher stand, ging sie langsam los.
Das einzige was sie vom sicheren Tod trennte, war das Seil.
Ein Fehltritt oder eine Unsicherheit und alles wäre vorbei.

Kain sah wie gebannt dabei zu wie Selena über das Seil balancierte... erselbst war ja manchmal schon selbstmörderisch, aber das was sie da machte... bei Wind und Gewitter über ein einfaches Seil zu laufen... dennoch rührte sich Kain keinen Millimeter... ihr Leben lag größtenteils auch in seiner Hand... wenn das Seil sich löste oder zu sehr lockerte würde sie fallen und das wollte er auf keinen Fall zulassen.

Selena lief weiter.
Es war nicht mehr weit, ein dreiviertel der Strecke lag schon hinter ihr.
Klar sie hätte auch hangeln können, aber laufen war nicht so kraftaufwendig.
Außerdem ging es schneller.

Letha hatte unterdessen die beiden eingeholt.
Ein Stückchen war sie zwar von ihnen noch entfernt, aber für ihre Armbrust reichte es.
Sie legte die Armbrust an und schoss.
Aber nicht auf Selena, sondern auf Kain.
Er würde das Seil loslassen und Selena würde in die Tiefe fallen.
Dann würde Letha einfach dem Lauf des Flusses folgen und im Fall noch Selena entgültig zur Strecke bringen.
Die Sehne flirrte und der Bolzen zischte durch die Luft an Selenas Ohr vorbei und direkt auf Kain zu.

Kain bemerkte Letha sofort... dennoch ließ er das Seil nicht los, er rührte sich kein bisschen. Er sah den Bolzen auf sich zufliegen, dennoch wusste er das er nichts tun konnte, nicht ohne Selena zu gefährden. Der Bolzen fraß sich in seine Schulter und er biss die Zähne zusammen. Nicht... loslassen... beiß einfach die Zähne zusammen, Selena ist gleich drüben...

Selena reagierte nicht weiterhin auf das Geräusch.
Sie musste einen Schritt vor den anderen setzten.
Dennoch legte sie einen Zahn zu.
Die letzten paar Schritte waren gemacht, da bohrte sich ein Bolzen durch ihren Umhang.
Selena drehte sich um und sah Letha auf der anderen Seite.
Mit einem gezielten wurf, durchtrennte sie das Seil am Ast mit einem Wurfmesser.
Dann drehte sie sich zu Kain um und sah den Bolzen in seiner Schulter.
Selena: "Verdammt ... los weg hier."
Sie hatte keine Zeit sich jetzt darum zu kümmern, sie mussten verschwinden.

Letha fluchte, nur der Umhang.
Das Selena das Seil durchtrennte störte sie nicht und sie lud ihre Armbrust nach.
Sie legte an und schoß erneut auf sie.
Wieder traf sie, aber unter dem Umhang konnte sie nicht sehen, ob sie Selena oder wieder nur den Stoff traf.
Deshalb lud sie zum nächsten Schuß.
Selbst wenn sie alle ihre Bolzen verschießen würde, sie würde sie treffen.

Kain nickte... er wollte Letha wenigstens noch ein Geschenk dalassen. Er drehte sich zu Letha und warf mit dem unverletzten Arm ein Wurfmesser nach ihr... ihm erschien es so als würde Letha vielzusehr auf Selena fixiert sein um ihn zu bemerken... darum zielte er nicht auf sie, das war sowieso sinnlos... er zielte auf ihre Armbrust, denn wenn die Klinge richtig traf konnte er den Mechanismus blockieren und sie wenigstens solange aufhalten bis sie weg waren... ohne abzuwarten ob das Messer traf warf er sich herum und rannte Selena hinterher... er konnte keine Zeit mehr verschwenden.

Selena stürmte über die Heide.
Sie suchte dabei mit den Augen nach einem Unterschlupf.
Die Schlucht würde ihnen nochmal etwas Zeit geben, die sie jetzt auch brauchten.
Selena hatte Glück, der erste Bolzen hatte ihren Mantel getropfen und der zweite nur eine kleinen Katzer an ihrem Arm hinterlassen.
Wenn sie jedoch an Kain dachte ... sie sah immerwieder zu ihm zurück.
Sie fürchtete ihn vielleicht zu verlieren, wenn sie zu schnell war ... oder wenn sie noch lange liefen.

Letha war so auf Selena fixiert, das sie nicht mehr auf Kain achtete.
Sie hatte Selena genau im Visier ... jetzt nur noch abdrücken ...
Als etwas in ihrer Armbrust einschlug, sah sie auf.
Ein Wurfmesser hatte sich durch das vordere Visier gebohrt und war direkt vor dem Bolzen ins Holz eingedrungen.
Sie fluchte erneut ... und als sie wieder aufsah, waren die Beiden längst außer Schussweite.

Kain lief ihr hinterher, der Bolzen steckte noch immer in seiner Schulter. Das hatte zwei Gründe... erstens würde die Wunde stärker anfangen zu bluten wenn der Bolzen draußen war und zweitens wusste Kain nicht ob Letha Bolzen mit Widerhaken verwendete... wenn dem nähmlich so war würde er sich nur die Schulter Aufreißen bei dem Versuch den Bolzen aus der Wunde zu ziehen... die einzige Möglichkeit ihn dann ungefährlich herauszubekommen wäre ihn durch die Wunde zu drücken bis er hinten an der Schulter wieder herauskam... und das war auch nicht angenehm. Er würde noch eine Weile bei diesem Tempo bleiben können, aber wielange vermochte nichteinmal er zu sagen... er hoffte nur das es in der Nähe eine Stadt oder ein Dorf gab... oder wenigstens eine Stelle an der sie sich für den Moment verbergen konnten.

Nach einer Weile sah Selena aus der Ferne einen großen Felsen, der aus der Erde ragte.
Sie lief auf ihn zu und blieb dann vor ihm stehen.
Das Gestein ragte nach oben und bot unter sich Schutz vor dem Regen.
Noch dazu schütze hohes Gras davor, das man gleich erkannt wurde.
Sie duckte sich etwas und lief unter den Stein.
Darunter war eine kleine Kuhle, die über die Jahre ausgespülte wurde.
Über ihr war der Felsen wie ein Dach und das Gras um sie herum wie eine Wand.
Selena: "Komm her!"
Rief sie Kain zu und zog ihren Umhang aus, um die zwei Bolzen herauszuziehen, die sich im Stoff verfangen hatten.

Kain kam zu ihr und ließ sich neben ihr auf den Boden sinken... er atmete schwer und erst jetzt, wo das Adrenalin in seinem Blut zu schwinden begann, spürte er den Schmerz wirklich... er blickte auf den Bolzen herab und sah dann Selena an. "Verwendet sie Widerhaken?" Er betrachtete die Bolzen die in Selenas Mantel gesteckt hatten.

Selena: "Die hier schon ..."
Die Bolzen in ihrem Mantel besaßen Widerhacken und sie legte sie bei Seite.
Selena: "Die waren aber auch für mich bestimmt ..."
Sie hockte sich neben ihn und schob vorsichtig seine Weste von der Schulter.
Dann betrachtete sie die Wunde.
Selena: "Das könnte jetzt etwas wehtun."
Sie kannte eine gute Möglichkeit ... die jedoch ziemlich schmerzhaft war, um das herauszufinden.
Selena legte zwei Finger um die Wunde und schloss ihre andere Hand um den Bolzen.
Dann zog sie etwas daran, der Widerstand war groß ... zu groß.
Selena: "Widerhacken ..."
Sie sah ihn kurz an, griff dann nach ihrem Umhang und zog ein Wurfmesser aus dem Stiefel.

Kain fluchte und sah zur Seite. "Hol ihn raus... ganz egal wie..." Er vertraute Selena, sie würde schon das richtige tun. Er hingegen bereitete sich auf den kommenden Schmerz vor... aber das musste sein wenn er nicht wollte das die Wunde offen blieb und sich vermutlich entzündete... etwas das er sich ganz sicher nicht leisten konnte.

Selena schnitt einen schmalen Streifen von ihrem Umhang ab.
Denn band sie Kain fest um die verletzte Schulter, direkt vor dem Bolzen.
Das sollte verhindern, das Kain verblutete, wenn der Bolzen erstmal raus war.
Selena: "Ich muss ihn durchschieben ..."
Sie zog ihre Handschuhe aus und holte einen Verband aus ihrer Tasche.
Dann nahm sie ihre Tuch von ihrem Handgelenk ab und hielt Kain einen ihrer Handschuhe hin.
Selena: "Willst du draufbeisen?"
Sie sah ihn an, schonwieder war jemand wegen ihr verletzt worden.

Kain schüttelte den Kopf. "Ich schaff das schon..." Er sah zur Seite und schloss die Augen. Seine Schmerzgrenze war hoch, dennoch würde es hart werden einen Schrei zu unterdrücken... "Fang... einfach an..."

Selena: "Ok ..."
Sie legte eine Hand hinten auf seine Schulter und umfasste dann den Bolzen.
Dann atmete sie tief durch, es war schon was anderes es bei jemanden zu machen, als bei sich selber ...
Sie versuchte so schnell und doch so schmerzfrei wie möglichen den Bolzen durchzuschieben.
Mit kräftigen Druck schob sie den Bolzen tiefer in seine Schulter.
Dabei versuchte sie das Schulterblatt nicht am Ende zu treffen.

Kain hatte wirklich größte Mühe sich im Zaum zu halten... sein ganzer Körper zitterte vor Schmerz und es brannte höllisch an seiner Schulter... dann spürte er wie der Bolzen hinten wieder austrat... Kains Körper entspannte sich etwas als der größte Schmerz vorbei war... dennoch tat es noch immer weh, aber damit konnte er im Moment leben. "Tut... tut mir leid das ich solch eine Dummheit angestellt habe..."

Selena umfassten das hintere Ende des Bolzens und zog ihn heraus.
Dann warf sie ihn weg und drückte mit den Fingern die Wunde ab.
Selena: "Es gibt nicht zu entschuldigen ..."
Ihre Stimme war entschlossen.
Sofort griff sie nach dem Verband und zog eine kleine Flasche heraus.
Selena: "Das ist Spiritus ... das wird etwas brennen ..."
Sie goß von der klaren Flüssigkeit etwas auf den Verband und drückte ihn dann auf Kains Wunde.
Sie umfing mit der anderen Hand den Verband und drückte auch auf der Rückseite den Alkohol gegen die offene Wunde.
Dann hielt sie ihn eine Weile daran und sah zu Kain.

Er verzog erneut vor Schmerz das Gesicht und sah zur Decke. "Ich... konnte dich nicht einfach fallen lassen." Es brannte, dennoch musste er den Schmerz erdulden... es geschah alles nur zu seinem besten. "Wäre ja auch... schlecht gewesen... ohne dich wäre es noch schwerer geworden... da kassier ich lieber einen glatten Durchschuss."

Selena musste etwas lachen.
Dann wandte sie sich wieder seiner Wunde zu.
Selena: "Wäre schön, wenn es ein glatter Durchschuss gewesen wäre ..."
Sie hob den Verband etwas ab und sah sie die Wunde an.
Wieso konnte sie nicht einfach aufhören zu bluten ...
Sie drückte erneut fest darauf.
Selena: "Du hättest mich fallen lassen sollen, wäre nicht das erste Mal gewesen, das ein Seil unter meinen Füßen nachgibt."
Dann nahm sie ihre Tuch und verband die Wunde fest.
Anschließend drückte sie wieder darauf.

Kain schüttelte den Kopf. "Nein... ich lasse dich nicht nocheinmal fallen." Sein Blick war ernst wärend er sein bestes tat um den Schmerz zu ignorieren... er musste sich entspannen... je verspannter sein Körper war umso stärker arbeitete sein Puls und umso stärker würde die Wunde bluten... "Ich habe das einmal getan... und werde es nie wieder tun." Als er seinen Tod vorgetäuscht hatte war es so gewesen als hätte er sie einfach fallen gelassen... in das eiskalte Wasser der Einsamkeit... er wollte diesen Fehler nie wieder machen.