Reise ohne wiederkehr ... (2er-RPG ^.-)

"Tust du das?" Er seufzte. "Dann kannst du damit rechnen das ich dir das nicht einfach durchgehen lasse." Er schloss seine Augen und versuchte etwas zu dösen... bald würde es wieder essen geben...

Um sich abzulenken, öffnete Selena wieder die Augen.
Nach kurzer Überlegung begann sie eine Melodie zu summen.
Es war das Lied, was sie früher immer gesungen hatten.
Dann begann sie leise das Lied zu singen.
Ihre Stimme war nur ein leises Flüstern.

Kains Lippen zeigten ein lächeln und er stimmte leise in die fast nicht hörbare Melodie mit ein... so viele Erinnerungen lagen darin... die einzigen Erinnerungen an ein glückliches, unbeschwertes Leben...

Selena schloss die Augen, als sie Kains Stimme hörte.
Er kannte das Lied also immer noch.
Leise sang sie es weiter.
Wie oft hatten sie das Lied zusammen gesungen.
Sie erinnerte sich gerne an die Zeit, wo alles noch gut war.
Wo das Leben noch unbeschwert und ruhig war ... bevor all das Geschah.

Er hatte es nie vergessen.. wie denn auch? Selena war alles gewesen wofür er gelebt hatte... irgendwann verstummte er und sah nach oben. "Wenn du gehst... dann geht auch mein Sinn."

Selena verstummte augenblicklich.
Sie öffnete die Augen und sah zur Wand.
Selena: "Wie kann ich dein Sinn sein ... ich bin nur eine von vielen."
Früher oder später würde sie so oder so sterben.
Ihr Beruf war der Tod ... ob nun für sie oder den anderen.

"Eine von vielen und dennoch bist du für mich das wertvollste auf der Welt." Er sah zu ihr rüber. "Seitdem ich dich kenne warst du der Grund für mich immer weiterzumachen... und nach unserer Trennung verspürte ich eine klaffende Leere... erst heute ist mir bewusst geworden warum das so war..."

Selena: "Warum?"
Ihre Stimme war leise und verwundert.
Sie spürte einen Kloß in ihrem Hals und ihre Kehle war wie ausgetrocknet.
Ihr Blick war gebannt auf die Wand gerichtet.
Was würde jetzt noch kommen ...

"Weil ohne dich mein Leben keinen Sinn hat... als ich dich verloren hatte wurde mir das genommen was mir am wichtigsten war... das Mädchen dem ich versprochen habe es zu beschützen..." Er griff in seine Tasche und holte einen kleinen Talisman heraus... er war schon ziemlich alt aber noch immer in guten Zustand... Selena hatte ihm diesen gegeben... genau wie er ihr einen gegeben hatte. "... das Mädchen das ich mochte... und mit dem gemeinsam ich einmal ein schönes Leben führen wollte." Er schloss seine Augen... er wusste das er diese Dinge nicht sagen sollte... aber es brach einfach aus ihm heraus. "... damals habe ich mir immer gewünscht das wir eines Tages gemeinsam in einer Villa leben... genau wie die große auf dem Hügel in Silia..." Das alles hatte er sich gewünscht... doch mittlerweile hatte er den bitteren Geschmack der Realität zu spüren bekommen...

Selena: "Du und ich ..."
Sie musste unwillkürlich lächeln.
Ja genau davon hatte sie damals auch geträumt.
Damals, als die Welt noch in Ordnung war.
Sie hatte sich verändert ... sie hatte sich verändert, doch innerlich war sie immer das kleine Mädchen geblieben.
Jahrelang hatte sie gesucht ... jahrelang hatte sie gewusst, das er noch lebte ...
Selena: "Ich hab den Traum nie aufgegeben ... deshalb hab ich dich gesucht ... und jetzt ..."
Sie stieß einen kurzes klangloses Lachen aus.
Selena: "... ich hab dich gefunden und nun will ich es nicht mehr. Glück ist zerbrechlich und wenn es zerbricht ...."
Sie musste den Satz nicht zuende bringen.

Er sah sie an... sie hatte ihn wirklich gesucht... "Vielleicht soll es so sein... wenn es dein Glück ist nicht auf dieses Glück zu bauen dann ist es so." Es war hart für ihn. "Dennoch... ich kann es nicht aufgeben... wenn du wirklich nicht mehr willst das sich dieser Traum erfüllt werde ich ihn uns erfüllen... auch wenn du nicht da sein wirst." All die Jahre lang hatte er davon geträumt... hatte darübr nachgedacht wie es aussehen soll... er würde das jetzt nicht einfach fallen lassen. "Glück ist zerbrechlich... doch wenn man es gut behandelt kann es das stärkste Fundament sein..."

Selena: "Ein Fundament, das mit mir zerbrechen würde, bevor es begann."
Es gab zuviele Steine einfach in ihrem Leben.
Aber ... sie und Kain ... die Villa auf dem Hügel ... beim Licht des Vollmondes ... und ...
Sofort verwarf sie den Gedanken wieder.
Gedanken sind Gedanken und bedeuteten nichts reales.
Das Leben würde niemals so sein.
Wie oft wollte sie noch dieses Thema in Gedanken durchgehen.

"Ich würde es nicht zulassen... ich habe es damals nicht zugelassen und würde es auch in zukunft nicht zulassen." Er sah zur Decke. "Ich lasse dich nicht zerbrechen..." Er wusste selbst das es irgendwann passieren würde... keiner von ihnen war unsterblich und irgendwann würden sie wieder voneinandergehen...

Selena: "Kain ... lass das Thema einfach."
Sie wollte nicht weiter darüber reden.
Es brachte nichts über Dinge zu reden, die nicht sein werden.
Sie würde es nicht zulassen, das es jemals soweit kam.
Warum sollte sie also weiter darüber reden.

"Wie du willst." Er schwieg und im nächsten Moment klopfte es. Männer und Frauen mit dem Abendessen kamen vorbei... ziemlich passend wenn man es so sehen will. Auch heute Abend gab es wieder nur Suppe und Kain stieß einen seufzer aus... er brauchte bald unbedingt wieder etwas festes zu essen... sonst würde er noch wahnsinnig.

Selena drehte sich nur etwas um, zumindest soweit wie es ging.
Eine der Frauen reichte ihr einen Becher.
Sie nahm ihn, sah in die seltsame Flüssigkeit und trank das Zeug auf einen Zug weg.
Mit einem angewiederten Gesicht gab sie den Becher zurück und legte sich wieder hin.
Sie würde mit dem Essen warten, bis die Schmerzen nachließen.

Auch Kain bekam einen weiteren Becher... außerdem kümmerte sich eine Heilerin um den Verband an seiner Schulter. Denn erst jetzt hatte Kain bemerkt das die Wunde wohl wieder aufgebrochen war und erneut blutete... die Heilerin schien es zu verwundern, Kain hingegen nicht... sein Körper arbeitete langsamer und darum blieben Wunden im Moment ziemlich empfindlich... er konnte nur hoffen das dieser Effekt bald nachließ.

Selena wurde gesagt, das die Heilerin zu ihr später erst kam, wenn die Schmerzen nachgelassen hatten.
Sie nickte nur und blieb weiterhin bewegungslos liegen.
Die Frau verließ das Zimmer wieder und ließ Kain, Selena und die Heilerin alleine.
Selena würde noch warten.
Die Schmerzen wurden langsam weniger, jedoch würde sie immer noch warten.

Die Frau legte den blutroten Verband zur Seite und schüttelte den Kopf. "Was habt ihr gemacht das eure Wunde derart aufbricht?" Kain verzog das Gesicht. "Nichts... mein Körper weigert sich grade nur seiner Regeneration nachzukommen." Die Heilerin schüttelte den Kopf, reinigte die Wunde sicherheitshalber und machte eine Salbe drauf die Kain einen kurzen Schrei entlockte und machte dann den Verband drüber. Dann verabschiedete sie sich mit den Worten das eine andere Heilerin bald vorbeikommen würde.

Selena erschrak, als Kain aufschrie.
Dann hatte ihr Shamanenzauber also noch nicht lang genug gewirkt.
Sie konnte einfach nichts richtig ordentlich machen.
Dann versuchte sie sich etwas zu ihm herum zu drehen.
Doch weit kam sie nicht, als ein Stich ihr sagte, das es weiter genug mit drehen war.

Kain fluchte vor sich hin... er fluchte über sich selbst, seine Dummeheit und über den Zustand seines Körpers... er wusste selbst das Selena keine Schuld traf, aber davon wollte er jetzt nicht reden, es war eh egal... Irgendwann wurde er wieder leiser und blickte auf die Suppe neben seinem Tisch... er würde jetzt noch nicht in der Lage sein sie zu trinken... nicht mit seiner Schulter.

Nach und nach ließen die Schmerzen nach.
Langsam richtete sich Selena auf.
Die Schmerzen waren mittlerweile erträglich.
Sie nahm ihre Suppe und begann aus der Schüssel zu trinken.
Der Schmerz würde bald ganz verfliegen und dann würde die Heilerin kommen.

Kain hatte es schwerer... er musste einen Löffel verwenden und musste dabei noch darauf achten das er seine Schulter nicht rührte... er saß also an seiner Bettkante und löffelte mit einer Hand die Suppe aus dem Behälter der auf dem kleinen Tisch neben dem Bett stand.

Selena setzte die Schüssel ab und sah zu Kain.
Der Anblick von Kain war recht amüsant.
Ihrer Schulter ging es ganz gut und schmerzen hatte sie kaum.
Was sie allerdings von ihren Beinen nicht behaupten kann.
Selena: "Trink doch aus der Schüssel. Ist einfacher."
Dann hob sie die Schüssel wieder an die Lippen und trank einen weiteren Schluck.

Kain lächelte. "Sagst du so einfach..." Er legte den Löffel zur Seite und hob die Schüssel mit einer Hand hoch. Langsam führte er sie an seinen Mund. Das anheben und herführen war nicht das Problem... nur das halten. Er hatte immer das Gefühl das ihm die Schale im nächsten Moment aus der Hand fällt...