'Was soll ich auf dem Land?!' [2er RPG||Schnargl & Kasu]

Soujiro beschäftigte sich einige Zeit lang mit dem Füchschen und fütterte ihn mit mehr und mehr Selbstvertrauen. Obwohl er ihn nur zu gerne gestreichelt hätte, hörte er auf den Rat seiner Cousine, zu der er bald hinüberschaute, als sie die Pillen in der Banane versenkte.
"Hä? Was soll das denn werden? ... Naja. Was hat... er oder.. sie, dass... - Er räusperte sich kurz - er oder sie Medikamente braucht?"
Während sie sich dann wieder dem Pferdefell widmete, hielt er dem Fuchs das nächste Stück Fleisch hin und betrachtete ihn aufmerksam. Als sie dann schließlich den Sattel hervorholte, schaute er wieder zu Kirie hinüber. "Willst du sie... ihn, was auch immer, jetzt reiten?"

Auf seine erste Frage ging sie nicht weiter ein.
Mitlerweile war Sunray komplett fertig gesattelt. "Ihr Name lautet Sunray. Sie hatte eine Erkältung und dazu war ihr Huf noch verletzt. Heute ist der erste tag nach ihrem Aussetzer, dass sie wieder geritten werden darf. Sie hat etwas Speck angesetzt und ich will nicht, dass sie sich an die Rumsteherei gewöhnt. Schließlich soll sie ja nicht träge werden", erklärte sie und führte die Stute aus dem Ställchen auf die nicht genuzte Koppel. Als nächstes tastete sie noch einmal ihren Huf ab, um sich zu vergewissern, dass auch wirklich alles ok war. Anschließend wurde noch einmal nachgegurtet und damit schwang sich Kirie auch schon auf die Friesin.
Zunächst lief sie mit ihr ein paar Figuren und nachdem sie sich eingeritten hatte, wurde das Tempo etwas erhöht und kompliziertere Figuren wurden gelaufen.
Eine Weile ritt sie noch auf ihrer geliebten Sunray, bis sie das Tempo wieder drosselte und zu dem Ställchen zurück ritt.

"Pferde kriegen Erkältungen? Auch nicht schlecht." Er grinste das Grinsen eines Unwissenden, der etwas neues gelernt hat. Nachdem er nochmal kurz nach dem Fuchs geschaut und ihm eingebläut hatte 'sich bloß nicht vom Fleck zu bewegen', ging Soujiro nach draußen und beobachtete Kirie beim Reiten, ging aber natürlich aus dem Weg, als sie wieder in den Stall getrabt kam.
"Starke und majestätische Tiere, diese Pferde.. öh." Etwas unsicher kam dieser Satz aus ihm, den er zuvor in irgendeiner Doku gehört hatte. Soujiro kratzte sich am Kopf und fühlte sich wie ein Idiot.

"Natürlich können Pferde auch Erkältungen bekommen, sie sind schließlich auch nur Tiere", gab sie auf seine erste Bemerkung zurück.
Währendessen sattelte sie das Pferd ab und begann dann, Sunray erneut zu Putzen.
"Ja, das sind sie durchaus", erwiederte sie und machte nun einen Schwamm nass und strich mit diesem über das nassgeschwitzte Fell der Stute.
"Aber Sunray ist in meinen Augen kein Pferd. Sie ist wie ein Mensch. Sie kann mich sogar verstehen, weil ich sie verstehe. Weißt du, wir Menschen sind nichts anderes als Tiere und auch nichts besseres. Selbst wenn wir uns für etwas besseres halten... Wir ähneln uns in so vielen Dingen, die wir so eigentlich nicht sehen, aber sie sind dennoch da, direkt vor uns. Der einzige Unterschied zwischen den Tieren und den Menschen ist der, dass wir Menschen nur aus reinem Egoismus handeln. Egal was es ist, wir würden alles tun, nur damit wir einen Vorteil daraus ziehen können. Allein deswegen gibt es bei Tieren keine 'Kriege'. Sie handeln nur um zu überleben, das ist alles. Während wir nur auf Profit aus sind. Schon traurig, was Geld und Macht alles anstellen kann...", erzählte sie immer weiter, bis sie plötzlich einfach nur noch dastand.
Dann schüttelte sie den Kopf. "Na ja, tut mir leid, falls ich dich gerade einfach nur unnötig vollgelabert habe", und damit begann sie wieder mit dem Schwamm über das Fell zu streichen.

Er fühlte sich noch etwas blöder als zuvor. Ihrer Rede über die Gleichheit von Tier und Mensch hörte er aufmerksam zu. "Kann sein, dass du recht hast. Aber es gibt noch einen Unterschied: Die meisten Tiere kennen so etwas wie Mitgefühl nicht. Löwen zum Beispiel töten die Jungen anderer Männchen aus purem Egoismus. Sie wollen ihr eigenes Erbgut weitergeben und jeder Konkurrent würde dies einschränken." Soujiro grinste und fühlte sich jetzt etwas klüger. "Naja. Ich rede gern über solche Themen. Ich glaube aber, dass Tiere auch nicht anders handeln würden, wenn sie so etwas wie Währungen kennen würden. Mach dir nix draus, volllabern kann man sowas nicht nennen." Er klopfte ihr ein bisschen auf die Schulter und betrachtete das Pferd für eine Weile.

Kirie zuckte 'etwas' zusammen, als er ihr die Schulter klopfte und verharrte dann erst einmal wie eine Statue, bevor sie wieder anfing zu sprechen: "Aber der Löwe tut das auch nur, weil er das Überleben SEINER Kinder sichern will. Wenn es dann nämlich noch die Kinder eines anderen Männchens gäbe, würden die seinen Kinder eventuel die Beute wegnehmen und so würden dann seine Kinder sterben."
Sie wusch den Schwamm aus und begann Sunray abzutrocknen.
"Aber das ist ja der Unterschied. Gerade WEIL sie so etwas nicht kennen und auch erst nicht auf solche Ideen kommen, sondern ausschließlich aus Instinkt handeln, würde soetwas bei ihnen nie vorkommen...", erzählte sie weiter.

Soujiro zuckte nur mit den Schultern. "Ist bei dir alles okay?", fragte er verwundert, als sie zusammenzuckte und aufhörte, zu reden.
"Orcas töten Waljunge. Soweit alles okay, aber sie fressen meistens nichts anderes als die Zunge und das Hirn, nur die Weichteile. Klingt für mich irgendwie nach Verschwendung. Klar fressen dann irgendwelche anderen Viecher den Rest, aber trotzdem." Noch einmal zuckte er mit den Schultern. "Lassen wir das. Ich finde jedoch, dass ich schon irgendwie 'besser' bin, als irgendeine Mücke oder eine Maus oder sowas."

"Mich hat noch nie jemand einfach so angefasst....", flüsterte sie fast kaum hörbar, auf seine Frage.
Auf das, was er als nächstes sagte, ging sie nicht weiter ein, bzw. hörte erst gar nicht zu, da ihr allein schon die Vorstellung zu wieder war.
Und auf seine letzte Aussage reagierte sie ebenfalls nicht.
Da kam plötzlich Bold zu ihr und schlich zwischen ihren Füßen umher. "Hey Bold, was machst du denn da? Pass lieber auf, nicht dass du Sunray noch erschreckst und sie dann ausversehen auf dich drauf tritt", meinte sie zu dem Fuchsjungen. Dieses sträubte sich einmal kurz und verzog wie auf Komando wieder in seine Box.

Auf ihre, zwar sehr leise Aussage hob Soujiro eine Augenbraue. "Wie jetzt? Meine Güte. Wird ja mal Zeit. Menschen brauchen Nähe, weißt du das nicht?" Er zuckte mit den Schultern. "Naja, ist dein Ding."
Grinsend beobachtete er das Fuchsjunge. "Ich schätze, so lange wirst du ihn nicht mehr hier einsperren können, oder?"

"Ich habe ihn nie eingesperrt. Seine Box hat an der Seite ein Loch, durch welches er jederzeit abhauen kann, wenn er nur wollte", erklärte sie ihm.
Davon, das Menschen Nähe BRAUCHEN, hatte sie bis jetzt noch nie etwas gehört, deshalb schaute sie nun etwas verwundert und nachdenkend drein.
Nähe... Was hatte es damit auf sich? Und wieso brauchten Menschen diese? Irgendwie verstand Kirie es nicht wirklich. Was sollte an 'Nähe' so besonderst sein?

"Du weißt, wie ich das meine. Füchse sind doch Wildtiere, der wird wohl kaum immer bei dir sein." Mit einem bösen Grinsen ging Soujiro an Kirie vorbei und stupste mit dem Zeigefinger fest in ihre Seite, sprang ein Stück vor und drehte sich zu ihr um.

"Ich weiß, aber er soll wissen, dass wenn er das mächte, er jeder Zeit eine geöffnete Tür hier vorfinden wird", meinte sie dann noch, während sie Sunray weiter abtrocknete.
Plötzlich verspührte sie ein Kitzeln in ihrer Seite und sie drehte sich Ruckartig zu Soujiro um, bevor sie ihn fast schon entgeistert ansah. Das war jetzt schon das zweite Mal, dass er sie einfach so angefasst hatte.

Soujiro grinste sie ein bisschen an. "Meine Güte, bist du schreckhaft. Was ist denn passiert?" Sein Grinsen wurde etwas breiter.

"Was passiert ist? Das solltest du doch wissen! Schließlich ist es deine Schuld, dass ich mich erschreckt hab", meinte Kirie leicht ernst und sah ihn fast schon schmollend an.
Dann drehte sie sich wieder von ihm weg zu Sunray: "Und jetzt lass mich Sunray zu Ende putzen!"
Damit machte sie mit ihrer Arbeit weiter.

"Was? Ich? Das glaube ich kaum..." Soujiro sah Kirie so unschuldig an, wie er konnte, es fiel ihm jedoch schwer, sein Lachen zu verkneifen. "Naja... und was hast du sonst noch heute vor?" Er streckte sich ausgiebig und betrachtete den Fuchs, während Kirie weiter das Pferd säuberte.

Endlich war Kirie fertig und sie räumte das Putzzeug zurück in einen Eimer. Anschließend führte sie Sunray zurück in die Box. "Eigentlich nicht viel. Normalerweise geh ich nach meiner Runde kurz duschen und dann in mein Zimmer bis ich irgendwann schlafen gehe", erklärte sie ihm ihren eigentlichen Ablauf des Abends.

Soujiro gähnte sarkastisch. "Oh, hochinteressant." Er grinste sie schelmisch an und lehnte sich lässig gegen einen Holzpfosten, nur um von ihm abzurutschen und mit dem Rücken auf den Boden zu knallen.
Er blieb reglos liegen.