Ein Leben jenseits aller Grenzen (2er-RPG/16+)

Nach vielen Stunden öffnete Tenebris die Augen... er fühlte sich besser... erfüllt... Er richtete sich langsam auf und versuchte sich an das zu erinnern was passiert war... Kara... ihre Flügel... er hatte sie geheilt. Langsam stand er vom Bett auf und taumelte noch etwas unsicher, doch er fasste sich und lief langsam aus dem Zimmer heraus. Seine Flügel waren angelegt wärend er die Tür zu Karas Arbeitszimmer öffnete. "Herrin...?" Er lächelte sie etwas schwach an wärend er sich an der Tür abstützte. "Ich... ich muss zu ihr... ich habe sie schon.. vielzulange warten lassen..."

Die anfangs kaum sichtbaren schwarzen Linien auf Karas Flügeln hatten sich verstärkt. Sie waren nun klar erkennbar und schlängelten sich in kunstvollen Mustern über ihre goldenen Schwingen. Ihre einzigartigen Flügel waren nun noch besonderer, denn es gab kaum Engel, deren Flügel zweifarbig oder mehr waren. Kara wandte sich zu ihm um, als sie Tenebris hörte. "Du solltest dich ausruhen.", wieder diese kälte in ihrer Stimme, wie vorher.

Tenebris blickte auf ihre Flügel. "Eure... Flügel..." Er biss sich auf die Unterlippe. "Es tut mir leid, Herrin... ich habe euch befleckt." Doch statt den Raum zu verlassen trat er ein und setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber. Seine Flügel hatte er um seinen Körper gelegt. "Ich kann nicht mehr schlafen... es gibt so vieles das mir keine Ruhe lässt... euer zustand, der Blutmond..." Er blickte wieder auf. "Die Erzengelin Lian war hier..."

Kara breitete eine ihrer Schwingen zu ihrer vollen Spannweite aus. "Ich find es hübsch, hat nicht jeder.", sagte sie zu ihm ohne jedes Gefühl. "Was wollte Lian?", es war bekannt, das wenn die älteste Auftauchte es immer einen Grund dafür gab. Alles andere würde sie Tenebris später erzählen. Die Welt war in aufruhr und das Gleichgewicht zerstört. Es gab wichtige Dinge zu tun ..

"Sie wollte mit euch sprechen..." Er würde nichts von dem verlauten lassen was er sonst so mit Lian besprochen hatte... es würde Kara missfallen wenn sie erfahren würde welche Themen sie verband... "Außerdem ist in eurer Abwesenheit ein Schutzengel gestorben... Erenas starb in der Nacht des Blutmondes... den Informationen zufolge waren es Unheilsengel... seine Leiche konnte geborgen werden und er wurde in der Schutzengel-Krypta begraben."

"Ich glaube es waren Nelias Anhänger.", der Grund warum sie fort war. "Nelia war ... der Erzengel von Asien. Sie starb in der Nacht des Blutmondes.", begann sie ihm zu erklären. Ihre Flügel falteten sich wieder fein säuberlich auf ihrem Rücken, als sie aufstand. "Nelia war dem Wahnsinn verfallen ... sie musste sterben. Ramus fiel zwischen den Fronten.", sie wandte sich vom Schreibtisch ab und lehnte sich dagegen. "Ich werde nicht lange bleiben, der Kader wird sich versammeln und Asien braucht einen neuen Erzengel."

"Steht schon jemand zur Wahl?" Es war schade um Ramus... doch der übereifrige Engel hatte eines Tages fallen müssen... "Es ist bedauerlich das ein Erzengel dem Wahnsinn anheimfallen muss... und damit das Kader vermutlich in ein ziemliches Aufruhr versetzt." Wieder ging ihm das Datum durch den Kopf... was würde an jenem Tag geschehen? Dieser Tag rückte immer näher, doch er wusste nicht wie er sich darauf vorbereiten sollte...

"Lurol, ein Schutzengel von 1200 Jahren, aber er ist in meinen Augen nicht geeignet." Lurol hatte zwar das Alter, doch nicht die Erfahrung. Lurol stammte aus den Länderein von Elias. "Ansonsten wird es eng mit der Auswahl." Sie wandte sich zu ihm um. "Wie wäre es mit dir.", ein kurzes Lächeln spiegelte sich auf ihren Lippen wieder. Doch die gefühlslose Kälte machte es wieder zu nichte.

Tenebris' Augen weiteten sich ein wenig vor schreck. "Ich? Beim besten Willen, Herrin... ich bin nichteinmal ein Erzengel und bin noch viele Jahrhunderte davon entfernt einer zu werden... jemand wie ich wäre für so eine Position nicht geeignet... außerdem wird es sicher viele Erzengel im Kader geben die sich gegen einen solchen Vorschlag stellen würden... und..." Er konnte Eleonora nicht einfach alleine lassen... er musste zu ihr und zwar heute noch...

"Ich wärt nicht der erste Engel, der zum Erzengel wurde, bevor er das eigentliche Alter erreicht hat.", sagte sie zu ihm. Dann kam sie zu ihm mit einem ernsten Blick. "Geh schon, sie wartet.", sagte sie zu ihm. Dann wandte sie sich wieder ab und trat hinter ihren Schreibtisch. Sie hatte genug zu tun und Tenebris hatte seine Aufgabe erfüllt.

Tenebris erhob sich und verneigte sich dann vor ihr. "Danke, Herrin..." Er wandte sich um und lief hinaus. Dann rannte er durch die Flure... er fühlte sich schon viel besser... als er draußen war ließ er sich fallen und stürzte der Erde entgegen, landete ungesehen in einer Gasse und verwandelte sich dort... dann lief er durch die Straßen bis zu Eleonoras Wohnung und klingelte...

Eleonora war nicht zu Hause. Eine junge Frau kam die Treppe hinunter und grüßte kurz, ehe sie an Tenebris vorbei lief.

"Entschuldigen sie bitte." Er hielt die Frau an. "Hier wohnt ein Mädchen namens Eleonora." Er beschrieb sie kurz und präzise. "Wo kann ich sie finden, wissen sie das zufällig?"

"Ähm ...", die blonde Frau in seinem Alter strich sich durch das Haar. Sie hatte Eleonora einige Male gesehen. Dann sah sie auf die Uhr. "Sie ist vor einer Stunde weggefahren. Vielleicht ist sie bei Herold. Das ist ein Bootsverleih etwa drei Kilometer südlich außerhalb der Stadt.", sagte sie zu ihm. Dann ging sie einfach weiter.

"Danke..." Und schon machte er sich auf den Weg dorthin... natürlich nutzte er seine Vorteile als Schutzengel um schnellstens dorthinzukommen... er hatte einiges bei Eleonora gutzumachen...

Eleonora machte gerade ihr Kanu fertig. Sie war Barfuß, trug eine knappe Tarnhose und ein knappes schwarzes Top. Ihre Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und auf ihrem Kopf trug sie ein Capi. Sie legte das Paddel in das Boot und blickte noch einmal zu einen käftigen Mann, der neben ihr stand. "Also denk dran, ich will dich nicht aus dem Fluss fischen ...", sagte er zu ihr.

"Eleonora!" Tenebris kam den Steg heruntergelaufen und sah sie an. "Bitte entschuldige das ich mich solange nicht gemeldet habe... ich hatte viel zu tun."

"Tenebris.", sagte sie überrascht, als sie ihn sah. "Schön, das du dich auch mal wieder sehen lässt?" Über ihre Lippen bildete sich ein Lächeln. Herold sah zwischen den beiden hin und her. "Soll ich noch ein Boot holen?", fragte er Tenebris.

"Ja." Tenebris sah Herold an. "Ich werde mit ihr fahren." Dann hockte er sich an den Rand des Stegs. "Ich habe jetzt wieder Zeit für dich... hoffentlich länger als bisher, denn jetzt sind die Zustände für den Moment wieder normal..."

Herold brachte noch ein weiteres Kanu und machte es fertig. Eleonora setzte sich in ihres und nahm das Paddel in die Hand. "Naja wir werden sehen.", sagte sie lächelnd. Herold sah Tenebris eindringlich an. "Also, pass auf dich auf und die Schwimmweste ist unter dem Sitz.", wies er darauf hin. Dann entfernte er sich. Elena sah ihn lächelnd an und paddelte los. "Komm schon!", rief sie ihm noch zu.

Tenebris lächelte und folgte ihr. Er musste sich ein wenig an das Kanu gewöhnen, doch nach all den Wochen im Arbeitszimmer war es eine gute Abwechslung...

Der Fluss war ruhig und die Strömung gering. Mühelos glitten die Kanus durch das Wasser. Die Sonne schien zwischen den Baumzweigen hindurch und tauchte den Fluss in ein Spiel aus Licht und Schatten. Elena paddelte langsam den Fluss entlang und war bald mit Tenebris auf einer Höhe. "Was hast du die letzten Tage eigentlich gemacht?", fragte sie ihn nach einer Weile.

"Über den Himmel geherrscht..." Tenebris seufzte. "Meine Herrin war abwesend und ich musste sie sozusagen vertreten." Er konzentrierte sich aufs fahren. "Ich kann nicht ins Detail gehen... Berufsgeheimnisse sozusagen."

"Klingt ja spannend.", sagte sie etwas gelangweilt. Dann paddelte etwas vorne weg und bog in einen Seitenarm ab. "Hast du auch den Blutmond gesehen?", fragte sie weiter. "Ich war oben, auf dem Berg, als er kam." Es war ein atemberaubender Anblick gewesen. Sie hatte auf dem Berg gesessen, der Mond über ihr und die Sterne. Elena hatte ein oder zwei Zigaretten geköpft und das Schauspiel genossen ... stundenlang.

"Ja, ich habe ihn gesehen..." Tenebris seufzte. "Du solltest vorsichtig sein wenn der Blutmond da ist... die Zeiten sind gefährlicher wenn er sich zeigt." Er war froh das sie das überlebt hatte... es gab nicht viele Schutzengel die in solchen Zeiten hinaus konnten...