Ein Leben jenseits aller Grenzen (2er-RPG/16+)

"Oh..." Tenebris seufzte. "Das war sicherlich auch nicht einfach. Ich glaube ich würde nicht damit auskommen nicht zu wissen wer meine Eltern sind... meinen Vater habe ich zwar nie kennengelernt, doch Mutter erzählte mehr gutes über ihn als die anderen Engel... was mich nicht wundert da er ja ein Feind der Engel war..."

"Auch wenn ich nie etwas von meiner leiblichen Mutter wissen wollte ..." Ihre Gesichtszüge zeigten einen leichten schmerzlichen Ausdruck. "Ich habe mich immer geweigert, seitdem die beiden mich aufgenommen haben, Mama oder Papa zu sagen. Sie sind nicht meine Eltern, egal wie sehr sie mich auch lieben oder mich wie ihre eigene Tochter behandeln. Ich habe es ihnen gegenüber nie gesagt, weil ich weis, das es sie verletzen würde ..." Dann schwieg sie eine Weile und ihr Blick wanderte zur Tür. So als würde sie überprüfen, das jetzt wirklich keiner hinein kam. "Aber ... sie sind nicht meine Eltern und ... manchmal wenn der Abend so ins Land zieht oder ich von einer Tour wieder kommen ... es fehlt einem irgendwo etwas." Es war schwer zu beschreiben. Ihre Eltern fehlten ihr, das hatte sie aber nie zugegeben. Gerne hätte sie sich in die Arme ihrer Mutter gekuschelt, ihr von ihren Erfolgen berichtet und all sowas, was selber Kathrin und Frank mit all ihrer Liebe ihr nicht geben konnten ... dieses Gefühl von zu Hause.

Tenebris schwieg eine lange Zeit lang... er blickte zum Fenster heraus. "Wenn..." Begann er. "... du willst, kann ich nachforschungen anstellen... im Himmel gibt es Engel die eine solche Verbindung zurückverfolgen können... wenn du willst kann ich herausfinden wer deine leibliche Mutter ist und wo sie sich aufhält..."

"Weist du ...", sagte sie zögernd. Sie dachte dabei nach. Doch dann schüttelte sie den Kopf. "Manchmal ist es besser nicht zu wissen, wo man herkommt. Es ist besser in einer Illusion zu leben, als die bitte Wahrheit zu erkennen." Sie konnte sich wenigstens einreden, das ihre Mutter sie liebte. Es würde einen Teil von ihr zerstören, wenn es nicht so wäre.

"Das Leben hat mich etwas anderes gelehrt..." Er sah sie an. "Manchmal ist es besser die Wahrheit zu kennen als in einer Illusion zu leben an der man immer zweifeln kann... Mut ist der Zauber der Träume Wirklichkeit werden lässt." Er stand auf. "Manchmal muss man mutig sein und der Wahrheit ins Auge blicken, sie akzeptieren, um wirklich glücklich zu sein... ob das nun dein Weg ist oder nicht ist natürlich deine Sache..." Er drehte sich zu ihr um und lächelte. "Ich werde mich für heute auf den Weg machen... vielleicht werde ich dich jetzt öfters mal kürzer besuchen kommen anstatt einen ganzen Tag lang."

"Es wäre eine Willkommene Abwechslung.", sagte sie lächelnd. Eine Weile dachte sie noch über seine Worte nach, als ihre Pflegemutter wieder herein kam. "Oh ich störe euch zwei Turteltauben doch nicht?", fragte sie lächelnd und kam zu Eleonora. "Elena, dein Vater hat dein Motorrad in eine Werkstatt gebracht, er sagt aber, das du dir keine zu großen Hoffnung machen sollst." Elena lächelte nur kurz, ehe ihr Blick zu Kathrin und dann zu Tenebris ging. "He Tenebris ... Danke."

Tenebris lächelte zurück. "Immer wieder gerne." Dann verließ er den Raum, ging aus dem Krankenhaus und suchte eine Gasse auf um sich zu verwandeln... dann flog er wieder in den Himmel, zu den Hallen seiner Heimat.

Kara ließ unverzüglich nach ihm Rufen. Sie und Nymphe unterhielten sich gerade in der Bibliothek. Als Nymphe die Räume verließ, kam sie Tenebris entgegen. "Sie ist schlecht drauf.", flüsterte sie ihm zu, ehe sie eilig an ihm vorbei lief.

Tenebris schluckte leicht als er das hörte... was war jetzt wieder passiert? Oder... hatte er etwas übereifriges getan? Er lief zur Bibliothek... wenn sie wütend war und nach ihm rufen ließ dann bedeutete das selten etwas gutes...

Kara stand mit dem Rücken zu ihm. Sie schritt elegant wie immer einige Bücherregale entlang. Sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, das er da war. "Schön das du auch wieder da bist, Tenebris." Ihre Haltung sagte nichts aus, doch ihre Stimme war scharf wie eine Klinge, die man ihm eben ins Fleisch trieb und ihre Macht wirkte erdrückend.

Tenebris verneigte sich. "Ihr habt nach mir rufen lassen, Herrin?" Einen Moment lang schwieg er, dann blickte er auf. "Ihr wirkt... verärgert."

"Erzörnt trifft es eher.", sie wandte sich nicht, wohl wissend, das ihr Blick wie eine tödliche Lanze war. "Ich habe einige Entscheidungen treffen müssen, auch dich betreffend. Es wird einige Umstrukturierungen geben." Sie hatte unverhofften Besuch bekommen und dieser besagte Besuch hatten Tenebris beobachtet. "Elias und Yumi sind vor einer Weile eingetroffen und sie haben etwas gesehen, was dich den Kopf kosten könnte."

Tenebris schluckte... aufeinmal fühlte er einen dicken Kloß im Hals. "Es... betrifft mein Handeln auf der Erde, richtig?" Kara war in vielen Dingen tolerant, doch wenn die anderen Erzengel gesehen haben was Tenebris tat, dann würde das Konsequenzen haben... und scheinbar haben sie es gesehen. Was würde jetzt geschehen? Würden sie ihn verbannen, verstoßen? Es könnte alles passieren, das wusste Tenebris. Grade weil seine Herkunft zweifelhaft war

"Sie werden mich für nachlässig halten, werden eine sofortige Entscheidung fordern noch bevor der restliche Kader es erfährt." Dann wandte sie sich um und in der Hand, welche sie die ganze Zeit verborgen an ihrer Brust gehalten hatte, hielt sie einen Dolch. Dann kam sie auf ihn zu. "Ihren Tod und dein hundertjähriges Leid, wäre in ihren Augen angemessen.", flüsterte sie leide, während der Dolch sich an Tenebris Wange legte.

Tenebris schloss seine Augen. "Wollt ihr dem zustimmen?" Als er seine Augen wieder öffnete zeigte sich ein schwarzer Schimmer in seinen Augen. "Zwei Erzengel wollen euch dazu zwingen?" Er schüttelte den Kopf. "Das ist unfug... soetwas können sie doch nicht einfach zwingen." Er drückte seinen Kopf leicht gegen den Dolch so das die Klinge seine Wange schnitt und etwas von seinem Blut die Wange und seinen Hals hinablief. "Dann trefft eine Entscheidung, Herrin... Es wäre allen Engeln, Jason voran, nur gelegen mich loszuwerden. Doch..." Man merkte das sich etwas dunkles mehr und mehr in ihm aufstaute. "... es gibt immernoch den leeren Sitz im Kader... ihr wisst das ihr mich vorschlagen wolltet, ihr wisst das Lian, die älteste, zugestimmt hätte... und ihr wisst das ich mich nicht hätte widersetzen können. Welchen Engel wollt ihr nehmen wenn ihr mein hunderjähriges Leiden einleitet? Und was werdet ihr gewinnen?" In seiner Stimme schwang abscheu, verachtung mit. "Bestrafungen sind sinnlos, sie sind der Grund weshalb es soviele Engel gibt die sich dem Himmel abwesen, lieber zu freien Verrätern werden als den Launen der Erzengel ausgesetzt zu sein..." Er sah sie an und seine Pupillen waren nun tiefschwarz. "Ich würde dem Zustimmen wenn der Kader nicht in der Lage ist soetwas in einer Sitzung durchzusetzen... wenn es Erzengel gibt die glauben sie könnten über die Köpfe aller hinweg einen der ihren zwingen eine Entscheidung zu treffen..."

"Oh nein ...", flüsterte sie und sie kannte diese Augen. Schon einige Male hatte sie diese gesehen und beim ersten Mal, als sie noch nichts von der verborgenen Seite in ihm wusste, hätte das üble Folgen für sie haben können. Doch mittlerweile ... "Du weißt, das ich unbeugsam bin und selbst gegen den gesamten Kader rebellieren würde, auch wenn das mein Tod wäre. Aber ...", ihre Stimme war immer noch so scharf wie die Klinge an seiner Wange, aber es lag auch ein anderer weicher und einladener Ton darin. "... du weißt auch, das meine und Lians Stimme nicht ausreichen, um dich in den Kader zu erheben. Und die Erzengel haben auch nur soviel Macht, weil sie das nötige Alter und hin und wieder gewisse Talente haben." Sie spürte die Dunkelheit Tenebris in sich. Ihre Flügel verriet ihr, das der treue Schutzengel in den Hintergrund getretten war und die dunkle Macht, welche sich wie kälte durch die Muster auf ihren Flügeln zog, an die vordere Stelle getreten war. "Nein, noch bist du nicht bereit einen Platz im Kader einzunehmen." Um die missliche Lage zu lindern, musste Kara ein Spiel spielen und Tenebris war ein Teil davon. "Doch ein anderer Platz könnte dir gehören, fast eben so mächtig, wie verführerisch." Ein Lächeln spielte über ihre Lippen, während der Dolch einen langen Schnitt bis hinunter zu seinem Kinn hinterließ.

Tenebris neigte den Kopf etwas zur Seite, ignorierte den Dolch dabei fast vollends. "Einen anderen Posten?" Ein leichtes zucken seines Kiefers und eine kleine korrektur seines Kopfes zeigte das er sich des schmerzes wohl bewusst war. "Welch ein Posten, Herrin? Und... welche Folgen wird es für das Vorgehen meinerseits haben?" Welche folgen würde es für Eleonora haben? Tenebris dunkle Seite war ein fester bestandteil von Eleonora, die Finsternis in ihm wollte sie besitzen... und nicht einsehen das Menschen und Engel nicht zusammengehörten. Sie wollte es nicht akzeptieren und würde im schlimmsten Fall sogar verbotene Wege gehen um dafür zu sorgen das sie zu ihm gehörte... Lian würde dies bestimmt verstehen, da war er sich sicher...

"Ein Posten an meiner Seite .", sagte sie lächelnd. Dann nahm sie den Dolch von seinem Gesicht. "Spiel meinen Gemahl und die anderen werden dir glauben, wenn du sagst, das Eleonora für dich nur ein Zeitvertreib, ein Spielzeug ist." Es wäre ein gefährliches Spiel, welches so wohl ihr, als auch Tenebris und Elena den Kopf kosten würde. Doch die Auswahl war nunmal nicht so groß. "Als mein Gemahl stehst du mir fast gleich und jeder wird dich anders sehen. Außerdem hast du mehr Freiräume, da du deinen Dienst als Schutzengel damit aufgibst." Seine Aufgabe wäre es dann, an ihrer Seite zu herrschen und jede andere Aufgabe wäre zweitrangig.

Tenebris Augen weiteten sich einen Moment lang... dann verzogen sich seine Lippen zu einem lächeln. "Euer Gemahl? Das... klingt wirklich sehr verlockend." Er schloss seine Augen und die Finsternis in seinem inneren ebbte ab. "Gut. Wenn dieses Opfer jeden retten wird werde ich es tun, lasst mich euer Gemahl werden, Herrin." Er wusste welch eine Ehre das war... vermutlich würden sich etliche Engel danach sehnen ihr Gemahl zu werden... oder auch nicht. Er wusste es nicht, aber in seinen Ohren klang es gut...

"Das heißt jetzt, meine Gemahlin.", flüsterte sie und ihr Dolch wechselte die Hand. Dann legte sie die Hand auf seine verletzte Wange und eine kurze Wärme, ein Hauch ihrer Macht, dann war der Schnitt verschwunden. Bei den Engel gab es so etwas wie eine Hochzeit nicht. Nannten zwei Engel sich unter einander Gemahl und Gemahlin, war das für alle das Zeichen, das die beiden ein Paar waren. Kara hatte noch nie einen Gemahl gehabt, viel zu unwürdig waren all die Engel gewesen, die sie haben wollten und das mit Tenebris, war nur ein Spiel. "Also mein Gemahl, möchtest du nicht Elias und Yumi begrüßen, um dich zu erklären?", fragte sie ihn lächelnd.

"Natürlich, meine Gemahlin..." Ihm war bewusst das es ihr nichts ernstes war, denn jemand wie Kara war kein Wesen das soetwas wie eine Beziehung wollte. Natürlich wäre Tenebris an ihr interessiert, welcher Engel wäre das nicht bei einer solchen Perfektion wie Kara? Er erhob sich und lächelte sie an. "Also, wollen wir dann vor sie treten?"

"Elias, der Erzengel von Südarmerika treibt sich sicher in der Bibliothek herum. Ich glaube er hat schon beim letzten Mal ein Auge auf Vin geworfen." Vin war eine Schönheit und stellte selber Kara in den Schatten. Doch damit konnte sie leben. Allerdings war Vin auch so zerbrechlich wie eine zierliche Vase. Ihr Leben war einfach, solange sie hier war und genau hier wollte Kara sie lassen. "Yumi ist sicherlich in ihrem Quartier und da sollten wir sie nicht stören." Ohne ein weiteres Wort, setzte sie sich in Bewegung. "Was weißt du über Elias?", fragte sie ihn nebenbei.

"Elias..." Tenebris überlegte einen Moment lang. "Er ist der viertjüngste, knapp zwischen Nelia und Luruon. Er setzt sich sehr für die Menschen seines Reiches ein und hasst die meisten Arten von Rassenurteilen... Er mag es nicht wenn man jemanden nur aufgrund seiner Rasse verachtet, abgesehen von den Unheilsengeln welche jeden Hass verdienen. Außerdem sind ihm Ungerechtigkeiten zuwider, denn es ist armselig wenn ein stärkerer sich mit jemanden anlegt der um einiges schwächer ist. Elias ist ein Erzengel der in vielen Punkten das menschlich gute vertritt." Er sah zu Kara. "Dennoch verachtet er schwache Engel, Engel die nicht in der Lage sind der ihnen aufgetragenen Pflicht nachzukommen und Engel die vom richtigen Pfad abkommen."

"Er verachtet Unfähigkeit und Unwissen.", korrigierte Kara ihn. "Dennoch hat er an Vin einen Narren gefressen." Es war für Kara kein Geheimnis mehr, das Elias mehr als nur Vin mochte. Er hatte bereits schon mehr als einmal darum gebeten, das Vin in sein Reich überwechselt, doch Kara hatte stehts abgelehnt. Auch mit Vin selber hatte sie darüber gesprochen, doch sie war nicht entschlossen genug und solange das nicht war, würde Kara sie nicht gehen lassen. "Elias ist das, was man einen gerechten Herrschen bezeichnet, allerdings kann er auch hart und streng sein, wenn es um seine Gesetzte geht. Es gab einmal einen Vorfall, mit einem Erzengelanwärter, aus seinem Reich, kennst du die Geschichte von Sori?"

"Nein." Gab Tenebris zu. Und es wunderte ihn auch kein bisschen das Elias soviel für Vin empfand... es gab wenige Engel die ihr widerstehen konnten. Tenebris selbst würde an ihr vermutlich auch sein Herz verlieren, doch seines war jemand anderem bestimmt... selbst wenn er wusste das Elena eine Sterbliche war und er sie überdauern würde... natürlich würde es ihm das Herz brechen, doch er wollte seinen glauben daran nicht verlieren.