Aus einem anderen Blickwinkel. (2er Rpg||Schnargl&Kasu)

Donnerstag 13.10.XXXX, 16:18 Uhr.
Es war einer dieser Tage, welche schon normal für Mizuno geworden waren.
Morgens bis Mittags war sie in der Schule und anschließend trieb sie sich auf den Straßen der Stadt herum.
Um 16:45 Uhr kam sie dann stehts an dem Hauptgebäude von 'Freezone' an. Eine öffentliche Einrichtung für Straßenkinder.
Sie schlenderte gerade durch einige Seitenstraßen, als sie auf die Uhr sah.
Es war 16:30 Uhr.
Mizuno bog an der nächsten Kreuzung rechts ab in eine Seitengasse.
Einige Seitengassen später kam sie am Haupteingang von 'Freezone' an.
Und sie betrat das Gebäude.
Donnerstag 13.10.XXXX, 16:45 Uhr.

Es war lange her, dass er die 'Wölfe der Straßen' besucht hatte. Vergessen hatten sie ihn sicherlich nicht, aber wer kann so etwas schon sicher sagen? Schließlich dauerte die Prüfungsphase stets einige Monate an und das Straßenleben war ein schnelllebiges; es veränderte sich stets, wie ein eigener kleiner Organismus.
Hatsuharu aß, vor seinem täglichen Marsch zur 'Freezone', noch ein belegtes Brötchen bei einem nahe gelegenen Bäcker. Dabei dachte er gedankenverloren an das neue Mädchen in seiner Klasse. //Wie war ihr Name doch gleich? Mitsuko? Mizuno?... Egal.// Als er flüchtig auf die Uhr schaute, merkte er, dass er sich etwas beeilen sollte. Er aß trotzdem das Brötchen gemächlich auf, stand auf, wobei er grazil die Krümelchen von seiner Hose abklopfte und machte sich auf den Weg zu seinem zweiten zuhause.

Mizuno ging so wie sonst auch zu erst zur Rezeption und fragte nach, was es denn heute gäbe. Diese gab ihr die gewünschte Information und Mizuno verschwand zur Essensausgabe. Dort holte sie sich eine Portion Gulasch ab und suchte sich einen freien Platz um in aller Ruhe zu essen.

Nach einem kurzen Fußmarsch kam er schließlich an, öffnete die Tür und schritt hinein. Der Essensraum war im Erdgeschoss und so fiel sein Blick sofort und ohne Umschweife auf das eine unbekannte, aber doch bekannte Gesicht. Außen wirkte er recht ruhig, doch innerlich spielten sich so viele Gedanken ab. //War sie ein Straßenkind? Half sie hier nur? Nein, sie isst, sie muss ein Straßenkind sein, warum geht sie dann zur Schule und ausgerechnet in meine Klasse? Warum war sie vorher nicht an meiner Schule? Wer ist sie überhaupt? Machiko? Mazuno? Mikuzi? Makazukitazukazijo? ...// Sie saß zum Rücken mit ihm und nachdem er sich einigermaßen beruhigt hatte, ging er zu ihr und tippte ihr auf die Schulter.

Mizuno hatte ihre Portion fertig gegessen und gerade, als sie sich erheben wollte um den Teller weg zu bringen, tippte ihr jemand von hinten auf die Schulter. Sie stand mit dem Teller in der Hand auf und drehte sich zu der Person um, doch was sie da sah, gefiel ihr überhaupt nicht!
Sie zog ruckartig ihre Mütze weiter ins Gesicht, wandte sich etwas von ihm ab und verstellte ihre Stimme: "Was gibt 's?"

"Du bist die Neue aus meiner Klasse. Brauchst dich garnicht zu verstellen." Hatsuharu setzte sein von einigen als 'unwiederstehlich' beschriebenes Lächeln auf. "Wirklich. Ich arbeite hier schon länger, und wenn du das hier..." Er machte eine weitschweifende Bewegung mit seinen Armen. "... geheimhalten willst, ich sag' es niemandem."

"Das geht dich überhaupt nichts an!", erwiederte sie ihm lauter als gedacht mit ihrer normalen Stimme.
Damit marschierte Mizuno zur Tellerrückgabe, gab ihren Teller dort ab und verließ schnellen Schrittes das Haus.
//Scheiße!! Was will der denn dort?! Was mach ich denn jetzt?//
Sie verkroch sich in eine Nebengasse, welche direkt an das 'Freezone'-Gebäude angrenzte.

"Hey! ..." Hatsuharu stand eine Weile verdutzt da, grüßte die anderen Straßenkinder knapp und nahm die Verfolgung auf. Er kannte die Straßen ziemlich genau und aus purem Glück wanderte er sofort in jene Gasse, in der sich Mizuno verkrochen hatte.

Mizuno lief immer wieder auf und ab, wie ein Tiger im Käfig.
Was sollte sie denn jetzt bloß tun? Niemand in ihrem derzeitigen Umfeld wusste über ihr Zweitleben bescheid. Natürlich nicht. Wieso sollte sie es auch jemanden erzählen? Außerdem würde ihr bestimmt niemand glauben. Dann kam ja auch noch dazu, dass sie nicht wollte, dass es jemand herraus fand.
Aber was sollte sie jetzt tun? Was?

Hatsuharu ließ ein kurzes Räuspern von sich hören, nachdem er diesem zugegeben recht interessanten und vor allem, einzigartigen, Pseudotiger einige Zeit zugeschaut hatte.
Er war zwar zunächst äußerst überrascht darüber gewesen, dass Makinu (?) so ein mysteriöses Doppelleben führte, aber er hatte kein Problem damit. Eigentlich war er sogar froh für sie, dass sie erkannt hatte, dass man ohne Schulbildung und harte Arbeit wohl nie von der Straße herunterkommen wird; ganz im Gegensatz zu vielen, vielen der Straßenkinder, die er betreuute.

Mizuno drehte sich reflexartig um, sobald sie das Räuspern vernahm.
Als sie dann jedoch Hatsuharu sah, ging sie erst einmal vorsichtig ein paar Schritte zurück. Sie wirkte etwas verunsichert, was sie denn jetzt tun sollte.
Also blieb sie vorerst stehen, musterte ihn aufmerksam und fragte mit einem angespannten Unterton: "Was willst du von mir?"

Hatsuharu blieb im Gegensatz zu Nakutsu (?) sehr ruhig. Als sie zurückwich, kam er jeden Schritt, den sie machte, einen Schritt näher zu ihr, jedoch ohne bedrängend zu wirken.
"Ich will überhaupt nichts von dir. Ich fand es nur ziemlich unhöflich, dass du einfach verschwunden bist. Ich hab' es vorhin schon gesagt, meine Lippen sind versiegelt.
Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Wirklich."

Mizunos Schultern entspannten sich etwas, doch die Verunsicherung jedoch blieb.
Sie sah ihn misstrauisch an und stellte sich aufrecht hin.
Anschließend legte sie ihren Kopf etwas schief und fragte mit einem misstrauischen Unterton: "Und was hast du davon? Ich meine, wieso tust du das?"
Irgendwie konnte sie es nicht verstehen. Bis her hatte jeder, mit dem sie zu tun hatte, bei allem was sie für Mizuno taten immer einen eigennützigen Hintergedanken. Doch was war sein Hintergedanke bei der Sache? Was hätte er davon?

Wieder lächelte er. "Nun, ich helfe Menschen gern. Wirklich gern. Ich arbeite freiwillig fast meine ganze Freizeit im 'Freezone'." Hatsuharu zuckte sanft mit den Schultern und kam dem verunsicherten 'Raubtier' noch ein kleines Bisschen näher. "Mein Name ist Hatsuharu, kannst mich aber nennen wie du willst." Er streckte ihr, immernoch lächelnd, seine Hand hin.

"Ich weiß wer du bist und wie du heißt. Schon vergessen? Ich bin in deiner Klasse", erwiederte sie ihm bloß.
Anschließend musterte sie seine Hand. "Was bezweckst du damit?", fragte sie ihn und deutete mit einer Kopfbewegung auf seine ausgestreckte Hand.

"Uh. Ein freundschaftliches Verhältnis aufbauen? Höflich sein? Freundlichkeit?"
Er zuckte mit seinen Schultern, ohne die angebotene Hand wegzubewegen.
"Warum bist du denn so wütend auf mich? Hab' ich dir irgendwas getan?"

Als ihr klar wurde, wie sie eigentlich mit ihm sprach, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck.
Es wirkte nun etwas verwirrt und entschuldigend.
"Tu-tut mir leid... Ich bin es nur nicht so gewöhnt, dass Leute nett zu mir sind.. Bitte entschuldige...", meinte sie mit einem entschuldigenden Lächeln, welches man jedoch kaum erkannte.

Seine Hand wartete weiterhin, vielleicht sogar etwas einsam, in der Luft. "Es ist okay. Ich bin an Leute gewöhnt, die es nicht gewöhnt sind, wenn andere freundlich zu ihnen sind." Hatsuharu fing an, ein wenig zu lachen.
"Es ist wirklich okay, ich treffe Leute wie dich jeden Tag. Niemand ist wirklich -stolz- darauf, auf der Straße zu leben, vor allem nicht jene, die versuchen, nebenbei ein ganz normales Leben zu führen."

Da sie ihn endlich erlösen wollte, reichte sie ihm schließlich doch die Hand.
Danach lies sie die Hand wieder los und meinte: "Ich denke, ich werde jetzt wieder rein gehen... Ich habe doch ziemlichen Hunger..."
Sie krazte sich verlegen am Kopf und ging an ihm vorbei.
Dabei hörte man eindeutig, dass Grummeln ihres Magens.

Hatsuharu grinste ein wenig. "Ja, das hört man. Und ich sollte vielleicht erstmal wieder mit meinen Wölfen reden, nachdem ich das Rudel so fix verlassen habe.."
In einem geringen Abstand folgte er... Pachinko(?).. "Ähm.. Wie heißt du nochmal?"

"Wölfe?", fragte sie ihn etwas irritiert, als sie das Gebäude wieder betraten.
Das nächste Ziel, welches sie ansteuerte, war die 'Kantine'.
Dort lies sie sich erst einmal eine Portin geben und setzte sich an einen Tische und begann zu essen.
Anschließend räumte sie den Teller weg und ging wieder in den Aufenthaltsraum.

"Wölfe. Straßenwölfe. So nenne ich euch, ihr seid die Rudel der Straßen. Ihr haltet zusammen, seid wild und werdet von der Gesellschaft nicht so akzeptiert wie ihr werden solltet."
Hatsuharu legte eine kurze Pause an und setzte sich, nachdem er einigen der besagten 'Wölfe' zugewunken hatte, gegenüber von ... Tarina (?) //Gott, meine Fähigkeit, Namen zu merken ist grottenschlecht.// an den Tisch.
"Und ihr seid schwer zu bändigen..."
Hatsuharu legte den Kopf leicht schief.
"Sag mal.. hast du nicht gereade eben schon gegessen? Ich meine ehrlich.. Zwei Mittagessen?"

Mizuno lachte kurz spöttisch. "Das einzige womit du recht hast, ist damit, dass wir nicht akzeptiert werden. Der Rest ist vollkommener Schwachsinn! Wenn du uns mit etwas vergleichen willst, dann nicht mit Wölfen. Ein Fuchs kommt dem ganzen schon näher. Wir sind absolute einzelgänger, auch wenn man es uns eigentlich nicht wirklich ansieht. Jeder ist für sich und wenn wir uns doch einmal zusammen tun, ist jeder nur auf seinen eigenen Vorteil aus. Wir sind wie die Füchse Allesfresser. Uns ist egal was wir essen, es kann auch noch so klein und mikrig sein, wir essen es. Zur Not würden wir selbst vergammeltes Gemüse oder Brot essen. Desshalb schaffen wir es uns am Leben zu halten. Sobald Gefahr droht, verkriechen wir uns im nächst gelegenen Bau und kommen erst dann wieder raus, wenn wir uns 100%-ig sicher sind, dass die Gefahr vorbei ist... Ein jämmerliches Leben wenn du mich fragst...", sie senkte ihren Blick leicht nach rechts unten und lief an ihm vorbei in den Aufenthaltsraum.
Dort setzte sie sich auf eines der Sofas und lies die Tasche daneben fallen.

Er hörte ihr aufmerksam zu. Als sie aufstand, zuckte er sanft mit den Schultern, folgte ihr aber nicht. Hatsuharu begann, die anderen Straßenkinder zu begrüßen, mit ihnen zu reden, wie es ihnen denn so ergangen ist. So wuselte er die nächste Zeit immer zwischen den Tischen hin und her und klapperte alle seine Bekannten und Freunde unter den Straßenkindern ab.
Hin und wieder schaute er kurz zu dem mysteriösen Mädchen herüber, das dort auf der Couch saß. Wieso war sie so verbittert? Natürlich hatte er schon mit so vielen Straßenkindern geredet und viele von ihnen dachten so wie sie. Sie hatte Recht mit der Fuchsanalogie.. Doch als Einzelgänger unterwegs zu sein war für sie nicht gerade vorteilhaft. Die Gefahren wurden größer.
Sie hatte es noch sehr gut... Sie war in der Lage, jeden Tag warm zu essen, sie konnte zur Schule gehen.. Bestimmt fand sie im 'Freezone' auch einen Schlafplatz. Natürlich hatte sie keine Familie in dem Sinne, aber viele der Straßenkinder sahen die anderen in der Freezone als ihre Familie an. Sie sollte dies auch tun.. sie würde sicherlich um einiges glücklicher werden..

Mizuno machte sich an ein paar Schulaufgaben. Als sie mit diesen fertig war, packte sie ihr Zeug wieder ein und lehnte sich etwas zurück. Bald darauh döste sie etwas ein.