Reise ohne wiederkehr ... (2er-RPG ^.-)

Selena: "Für den Fährmann ... wenn wir ihn gleich zurückfahren lassen, hätte das keinen Sinn."
Jok sah zu Selena, er kannte ihre Gedanken und wusste, wie sie es meinte.
Die beiden arbeiteten schon fast seit 3 Jahren miteinander, natürlich heimlich.
Selena hatte damals eine Katastrophe verhindert und auch er wusste viele Dinge von ihr, die niemand sonst wusste.
Jok: "Wir reiten morgen im Gallopp los. Ich versuche bis zu eurer Ankunft alles bereit zu haben."
Selena: "Wie immer. Nein wir bleiben nicht länger. Wir brechen morgen wieder auf. Desto länger wir bleiben umso größer ist die Wahrscheinlichkeit uns zu finden."

Kain zuckte mit den Schultern. "Bis morgen früh ist lang genug... wenn ihr mich also nicht mehr braucht würde ich mir erstmal ein nettes Zimmer suchen und ein Bad nehmen..." Sie hatte also dieselben Gedanken gehabt wie er... der Fährmann musste eine Weile außer Gefecht gesetzt werden. Schlafmittel waren dafür eine gute Methode und verhinderten Blutvergießen... wenigstens etwas gutes.

Selena: "Wer hat gesagt, das wir dich überhaupt gebraucht haben. Tja Einbildung ist auch eine Bildung, scheinbar deine einzige."
Das war sonst eigentlich nicht ihre Art, aber das musste einfach mal raus.
Er war ein Nervenbündel hoch zehn und wenn er sie schon so darum gebeten hatte, warum nicht.
Jok musste schmunseln.
Er erlebte Selena nur sehr selten so.

"Wer das gesagt hat? Niemand... aber soweit ich weiß ist das hier eine Mission die uns beide angeht und wenn du Informationen hast die mir vorenthalten sind dann ist das irgendwo sinnlos... schließlich kann ich mich dann schlecht auf das vorbereiten was kommt." Ohne weitere Worte machte er kehrt und ließ die Beiden alleine... beim Wirt ließ er sich ein Zimmer geben und zeigen wo er baden konnte... es gab hier eine größere Quelle, etwas das Kains Laune definitiv aufbesserte... er nahm seine Tasche betrat die Quelle, zog sich aus und stieg ins Wasser... die Tasche würde er nicht einfach im Zimmer stehen lassen... zu unsicher, schließlich könnte sie dort jeder halbwegs talentierte Dieb stehlen... er lies sich gänzlich ins Wasser sinken und gab einen erleichterten seufzer von sich... das Wasser war ziemlich angenehm.

Selena: "Wenn er mir Dinge verschweigt, kann ich das auch."
Jok: "Ihr seit nicht gerade harmonisch ..."
Selena: "Der bringt mich noch ins Grab ... aber zu meiner Bitte."
Jok: "Schieß los."
Selena: "Wenn ich nicht zurückkehre, bitte ich dich, nach Silia zu reisen und dort mein Grab zu errichten. Auf dem Grabstein soll mein richtiger Name stehen und wie alt ich geworden bin."
Jok: "Und ein Schwert hinter den Grabstein stecken."
Selena: "Ich bin kein Soldat."
Jok: "Du hast es dir aber verdient."
Selena: "Tu was du nicht lassen kannst."
Sie wandte sich zum gehen, als Jok sie nochmal aufhielt.
Jok: "Selena! Pass auf dich auf."
Selena lächelte kurz, doch dies verschwand augenblicklich wieder.
Selena: "Das werd ich und nenn mich nicht so."
Dann ging sie ebenfalls in die Taverne und Jok folgte ihr in einigen Abstand.

Einfach einen Moment lang alles vergessen... Silent, die Verfolger... ihre Aufgabe... Kain lies seine Seele baumeln, genoss das wohlige, reinigende Gefühl des Wassers und summte dabei wiedereinmal die Melodie vor sich her... seitdem er sich von dem Mädchen getrennt hatte war das Lied sein einziger Trost gewesen... er wusste selbst das er sogar den Text dazu singen konnte, doch ohne sie wollte er das einfach nicht tun. Langsam massierte er die Muskeln seines Körpers... er war überall verspannt, etwas das ihm erst jetzt auffiel. Er musste sofort wieder an Silent denken... sie konnte ziemlich hart sein, aber das hatte er vermutlich auch verdient... er ist ja selbst nicht viel besser.

Das Gespräch mit Jok hatte sie wieder an ihre größte Angst erinnert.
Die Angst ... einfach vergessen zu werden.
Ihr Meister wurde damals vergessen, keiner wusste seinen Namen und nach seinem Tod ...
Ein leerer Grabstein von vielen auf dem Friedhof.
Auch ihr damaliger bester und einziger Freund wurde vergessen.
Kain ... ja das war sein Name ... sie hat ihn nie vergessen.
Und das war es, was sie sich wünschte, niemals vergessen zu werden.
Als sie in ihrem Zimmer war, ließ sie sich aufs Bett fallen und schloss die Augen.
Alleine sterben ... irgendwo und nie gefunden ... vergessen von der Welt ... nein das durfte ihr nicht passieren.

Irgendwann verließ Kain die Quelle trocknete sich ab, zog sich saubere Sachen an und ging hinauf in sein Zimmer. Er ließ die Tasche neben dem Bett liegen und stellte sich ans Fenster... heute war eine Vollmondnacht... eine dieser herrlichen Nächte. Er erinnerte sich noch gut daran wie er stets mit dem Mädchen von damals draußen gewesen war und den vollen Mond betrachtet hatte. Es waren unbeschwerte Zeiten gewesen... Zeiten in denen er nicht gewusst hatte was er einmal tun musste... am liebsten würde er diese Zeiten zurückbringen... und wieder gemeinsam mit Selena ein unbeschwertes Leben führen. Doch er wusste dass das unmöglich war... nichts konnte rückgängig gemacht werden. Nicht das und auch nicht die Sünden die Kain begangen hatte...

Von ihrem Bett aus konnte Selena den Vollmond sehen.
Wie sie diese Nächte mit der Zeit zu hassen gelernt hatte.
Früher waren sie noch schön ... früher, als sie noch lebte.
Sie drehte sich um und versuchte zu schlafen.
Heute war wieder einer von diesen Tagen, die man lieber im Bett verbringen sollte.

Irgendwann ließ auch Kain sich auf das Bett sinken... er griff nach einem Buch in seiner Tasche und begann hineinzuschreiben... er hatte es nie sein lassen können eine Art Tagebuch zu führen... es war gefüllt mit etwas das Briefen ähnelte... Kain hatte auf diese Art über die Jahre unzählige Briefe an Selena geschrieben... sie alle standen in diesem Buch. Jeder Brief war mit Dingen gefüllt die Kain ihr erzählt hätte... es gab ihm einfach das Gefühl wenigstens etwas bei ihr zu sein... irgndwann legte er es wieder zur Seite, schloss seine Augen und versuchte zu schlafen.

In der Nacht wurde Selena von einem lauten wiehren wach.
Als sie aufstand, sah sie auf dem Hof die schwarze Stute, die sie weg geschickt hatte.
Sie lief sofort die Treppen hinunter und zu dem Tier.
Das Tier war aufgeregt und drehte sich im Kreis, stieg immerwieder und wiehrte.
Selena lief zu dem Tier, packte es am Zügel und zog es zu sich herunter.
Selena: "Ist doch gut ... was machst du denn hier mein Mädchen?"
Sie strich dem Tier beruhigend über die Stirn.
Auch Jok und ein paar Männer waren durch den Lärm wach geworden.
Jok: "Macht sie denn hier?"
Selena: "Ich weiss es nicht ..."

Auch Kain war wachgeworden... doch im Gegensatz zu den anderen ging er nicht hinaus... es ging ihn nichts an. Dennoch stand er wieder am Fenster. Er hatte im Schlaf über alles nachgedacht und einen Entschluss gefasst... morgen früh würde er mit Silent reden... es war an der Zeit wirklich reinen Tisch zu machen, sonst könnte es irgendwann eine Überraschung geben die sich gewaschen hat...

Selena bemerkte einen Zettel an der Satteltasche, der mit einem Wurfmesser befestigt wurde.
Sie riss ihn ab und sah ihn sich an, darauf stand:
Alte Bekanntschaften sollte man nie vergessen ...
Selena sah sich um, doch sie konnte niemanden sehen.
Jok: "Was heißt das?"
Selena: "Das wir bald Probleme bekommen ... Wir sollten reingehen."
Jok: "Und das Pferd?"
Selena: "Wir sollten reingehen, lass es."
Sie lief schnurstracks zurück ins Gasthaus und die anderen folgten ihr.

Er wandte sich um, setzte sich wieder aufs Bett und schwieg einfach vor sich hin... Kain war wieder in einer seiner Phasen in der er darüber nachdachte was eigentlich der Sinn seines Lebens war... natürlich als Dieb wollte er stehlen was man stehlen konnte und ein großes Besitztum ansammeln... doch was noch? Wenn er es so betrachtete war er nicht viel besser als Silent... eigentlich gab es keinen wirklichen Sinn in seinem Leben.

Selena ging wieder hoch in ihr Zimmer.
Jedoch blieb sie davor stehen, schlafen konnte sie jetzt eh nicht mehr.
Sie wandte sich wieder von der Tür ab und ging zum Fenster im Flur.
Dann öffnete sie es und kletterte heraus.
Sie griff nach der Dachrinne und zog sich hoch.
Dann schwang sie ein Bein auf das Dach und kletterte ganz hoch.
Sie lief ein paar Schritte und setzte sich dann auf die Ziegel.

Kain schreckte auf als er Schritte auf dem Dach hörte... langsam stand er auf und öffnete sein Fenster. War da jemand? Es war nicht untypisch für Hate und Venom das sie sich von irgendwo oben hereinschlichen. Er griff nach seinem Dolch, steckte ihn an seine Seite und kletterte aus dem Fenster. Dann zog er sich langsam und fast lautlos aufs Dach und sah sich um, kurz darauf musste er einsehen das er sich geirrt hatte... nur seine Partnerin war hier oben.

Selena: "Kannst du auch nicht schlafen?"
Sie sah in die Sterne und musste sich nichtmal umdrehen, um zu wissen, das es Kain war.
Wahrscheinlich hatte das Pferd ihn auch munter gemacht.
Sie war außerdem nicht gerade leise gewesen, als sie über das Dach lief.
Also entweder sie irrte sich oder sie hatte recht.
Aber sie nahm eher letzteres an.

Kain setzte sich und nickte. "Ja... meine Gedanken geben mir keine Ruhe." Er sah zu ihr und schwieg einen Moment lang. Dann seufzte er. "Ich... möchte ein wenig mit dir reden... ich denke es ist an der Zeit das ich dir alles erzähle." Ob er es nun jetzt oder morgen früh machte würde keinen Unterschied machen.

Selena sah ihn an.
Jetzt wurde es intersant.
Selena: "Schieß los, ich bin ganz Ohr."
Sie drehte sich sogar zu ihm um und überlegte, ob sie ihn wohl danach desn Kopf abschlug.

Es war garnicht so unwahrscheinlich das Selena ihm danach den Kopf abschlagen würde oder ihn zumindestens schlagen würde... Er sammelte sich einen Moment und begann dann zu reden. "Das Ereignis in der Schlucht war das Werk von zwei der besten Jäger des Herrns... einem Mann namens Hate und einer Frau namens Venom. Hate ist ein Meister der Worte, er versteht es andere gegeneinander aufzuhetzen und sich daraus seinen Vorteil zu schaffen... Venom... nunja, der Name sagt eigentlich schon alles. Wie auch Hate ist sie von dem Herrn mit einer besonderen Gabe verlanlagt worden. Ihr Blut ist Gift und genau wie eine Giftschlange verfügt sie über Giftzähne... sie bringt ihre Gegner langsam aber sicher um." Er sah vom Dach hinab. "Sie gehören wie schon gesagt zu den bestens... den besten drei. Der letzte dieser drei bin... oder eher, war ich... Wraith, das Gespenst des Herren... gesegnet mit der Gabe jeden Ort betreten zu können... es gibt kaum eine Tür die mir widerstehen kann. Ich war auch ein Diener des Herrn, habe mich aber von ihm abgewandt." Er schwieg ersteinmal... er wollte ihre Reaktion wissen... erfahren was sie davon dachte und was sie tun würde. Sie würde vermutlich nicht verstehen können was ihn dazu getrieben hat, wie ein Mensch sich dem Herrn anschließen konnte... doch er wusste woran es lag, wie verlockend die Angebote eines Mächtigen doch sein konnten...

Selena blickte in ausdrucklos an.
Er war ein Diener gewesen ... was wollte er es ihre sagen?
Wenn sie tot oder fast tot gewesen wäre.
Sie stand und ging zum Ende des Daches.
Den Abstand brauchst sie einfach, um ihm nicht gleich den Kopf abzuschlagen.
Selena: "Und weiter?"
Ihr Stimme klang kalt, am liebsten hätte sie ihm augenblicklich ein Messer durch die Brust gejagt.

"Wie schon gesagt habe ich mich vom Herr abgewandt. Ich... habe einfach den Fehler erkannte..." Kain war aufgestanden und sah hinauf zu den Sternen. "Als dieser Mann zu mir kam und mir Anbot für den Herr zu arbeiten... da... ich sah einfach einen Lichtblick..." Er schloss seine Augen. "Ich war naiv... habe an die Worte geglaubt die man mir sagte... ich bekam Macht... die Kraft alles zu öffnen, für jemanden wie mich sehr nützlich... dennoch war es nicht das was mich dazu bewegt hatte... der eigentliche Grund war ein anderer... sie versprachen mir eine alte, verlorene Freundin zurückzugewinnen... sie wiederzufinden." Er hatte daran geglaubt... und sich dieser Sache angeschlossen. "Doch letzten Endes musste ich erkennen das es ein Fehler war... je mehr ich dem Herr half desto näher rückt der Untergang der Menschheit... darum habe ich diesen Kristall gestohlen... und mich von ihm abgewandt." Er hatte es ihr eigentlich nie sagen wollen, es war an sich nicht von bedeutung... aber es schien als könnte er nichts vermeiden...

Selena sah weiterhin auf Land hinaus.
In ihrem Kopf ratterte es, wie verrückt.
Selena: "Weisst du, es gibt da eine Geschichte."
Irgendwie musste sie ja anfangen.
Selena: "Es gab mal ein Mädchen, weisst du Wairth. Und dieses Mädchen lebte damals in den Straßen von Silia, ein Waisenkind, niemand bedeutendes. Sie lebte für einen Jungen, der eines Tages starb. Jedoch glaubte sie nicht, das er wirklich tot war."
Sie sah zu Kain und ihre Augen verrieten nichts.
Selena: "Das Mädchen saß jeden Tag am Grabstein ihres Freundes und wartete. Sie wartete Tag ein Tag aus, da sie darauf vertraute, das ihr Freund wiederkam. Tja, sie wartete solange, bis sie starb."
Dann sah sie wieder in die Sterne.
Selena: "Ich kannte das Mädchen. Ich sah sie jeden Tag dort sitzen und warten. Sie hat mir damals gezeigt, wie ungerecht die Welt manchmal ist und man nicht auf andere bauen kann. Man weiss nie, wann sie einem im Stich lassen."

Kain sah zu ihr. "Ich... kenne eine ähnliche Geschichte. Von einem jungen Dieb. Er hatte schon als Kind seine Eltern verloren und wurde deshalb als Waise von der Diebesgilde aufgenommen... er wusste nie etwas von dem was ihn in der Zukunft erwartete und lebte ein armes, aber sorgloses Leben und hatte ein Mädchen mit dem er immer viel Zeit verbrachte... er lachte mit ihr, stahl Dinge für sie damit sie nicht hungern muss und sah sich sogar gemeinsam mit ihr den Mond an wärend die ganze Stadt schon schlief... doch irgendwann wurde er älter und die Diebesgilde verlange ihren Tribut ein... sie nahmen ihm seine Vergangenheit, ließen ihn von der Bildfläche verschwinden und bildeten ihn zu einem wirklichen Dieb aus. Seit diesem Tag sah ich den Jungen jede Nacht beim Vollmond an seinem Fenster sitzen und weinen... denn er hatte verloren was ihm wichtig gewesen war."
Er schwieg einen Moment lang.
"Dieser Junge hat mir gezeigt das man nicht immer seiner Bestimmung folgen darf... das man auf sein Herz und nicht auf seinen Verstand hören soll... und durch seine Hoffnung, das Mädchen eines Tages wiederzusehen hat er mir gezeigt das man im Leben niemals aufgeben soll... auch wenn alles hoffnungslos erscheint."

Selena: "Tja nur, das er das Mädchen nun niemehr sehen wird."
Sie sah ihn an und hielt ihm den Brief hin.
Selena: "Das hin an meinem Sattel. Anscheind muss ich dir auch noch etwas erzählen."
Sie setzte sich an den Rand des Daches und ließ die Beine baumeln.
Selena: "Der ist von Letha, einer Toden um genau zu sein. Ich habs sie vor etwa 2 Jahren umgebracht und wäre dabei beinah selber gestorben. Vor einem halben Jahr hab ich sie wieder getroffen, du kannst dir sicher vorstellen, wie erfreut sie war. Sie hat mir damals geschwören, mich zu töten und jetzt ist für sie die Gelegenheit."
Sie sah hinunter auf den Weg, der vor ihnen lag.