Wenn die Welt in Flammen aufgeht (2er-RPG mit Satoru/16+)

"Für uns ist dies eine Zufluchsstätte für all jene, die Schutz brauchen. Wir Elfen würdigen dies und betreten den Wald nicht, wenn wir es nicht müssen.", erklärte sie ihm kurz. Dann sah zu in den Wald, welcher sich vor ihr erstreckte hinein. "Ich warte hier solange, seit bald wieder zurück.", sagte sie noch, ehe sie den Blick wieder abwandte.

Neryll nickte. Er verschwand in dem Wald und betete inständig dafür das dieser Elfe nichts passieren würde. Es zog ihn tiefer in den Wald bis er den Tempel fand. Es war ein schlichtes Gebäude, nichts deutete auf Reichtümer hin. Innen brannte Kerzenlicht und Neryll klopfte an der Pforte. "Mana, bist du da?" "Neryll? Neryll, bist du das?" Neryll kam herein. "Ja, Mana." Die alte Frau lächelte. "Ich hörte du bist in der Schlacht gefallen..." Er zuckte mit den Schultern. "Habs überlebt.. und bräuchte deine Hilfe." Die alte Priesterin nickte und ließ ihn herein. Im Tempel begann sie dann seine Wunde zu versorgen. Durch Kräuter und Magie verhalf sie Neryll schneller als normal wieder zu seiner alten Form, doch er durfte nicht vor Morgengrauen gehen, denn erst dann erlaubte es ihm Murilas Segen diesen Tempel zu verlassen.

Lanaya hatte sie etwas abseits, der von ihrem Volk vorgeschriebenen Grenze, niedergelassen. Sie saß hoch oben verborgen in einer Baumkrone auf einem massigen Ast. Nerylls Waffen hatte sie immer noch bei sich und ihr Bogen lag lockter in ihrer Hand. Die Finger ihrer anderen Hand hielten einen Pfeil umschlossen, welcher an der Sehne lag, bereit um in sekunden schnelle einen Pfeil in das Herz eines anderen zu bohren. Die Sonne senkte sich hinter den letzten Bäumen hinab und die Finsternis schlich, wie eine Katze zwischen den Bäumen hindurch. Sie tauchte den Wald in Dunkelheit und verlieh ihm ein neues Gesicht.

"Die Zeiten werden unruhig, Mara." Die alte Priesterin nickte. "Ja, da hast du recht. Der Thron ist nach wie vor umkämpft, die Söhne des Königs streiten untereinander wer nun den Thron erlangt, die Silos ziehen mordend durchs Land und niemand scheint mehr sicher zu sein. Selbst Murila wird schwächer... ich verstehe nicht weshalb, aber irgendwas bedient sich ihrer Kräfte." Neryll seufzte. "Das ist schlecht..." Wie alles andere was er in letzter Zeit hörte... war dass das Ende? Er hoffte nicht... er würde das nicht zulassen wollen und kämpfen. Doch jetzt kniete er hier vor dem Altar und 'huldigte' Murila... er würde noch bis zum Morgengrauen bleiben müssen... ob Lanaya wirklich auf ihn wartete? Oder hatte sie seine Sachen zurückgelassen und war gegangen? Sie hatte ihn ja in Sicherheit gebracht, welchen Grund hätte sie noch zu warten? Vielleicht damit er seine Schuld ableisten konnte... doch er beschloss es nun erstmal damit zu belassen. Darüber konnte er sich ein andernmal Gedanken machen.

Ein knacken riss Lanaya aus ihrem kurzen Schlaf. Sie blickte hinunter, doch da huschte nur ein Vahalla vorbei. Ein Art schneeweißes Reh mit einem wunderbaren in sich gewundenen Geweih. Die Elfen nutzten diese Tiere schon seit Jahren als Reittiere. Doch nun verschwand das wunderschöne und dennoch seltene Wesen in Murilas Wald. Ob der Neryll wiederkam ... bestimmt, immerhin hatte sie seine Ausrüstung noch bei sich. Sie ruschte auf ihrem Ast etwas hin und her, um wieder eine einigermaßen bequeme Position zu finden. Dann schloss sie wieder die Augen. Den Bogen weiterhin mit dem Pfeil schussbereit.

Am nächsten Morgen verließ Neryll den Tempel, bedanke sich bei Mana und ging davon... er rief sich in Erinnerung wie er hergekommen war und kehrte zurück... als er ungefähr dort war wo er Lanaya verlassen hatte blickte er sich um, konnte sie aber nirgends entdecken. "Lanaya?" War sie vielleicht schon fort?

Lanaya hatte den Bogen gespannt und den Pfeil auf die Person gerichtet. Doch dann erkannte sie Neryll. Langsam ließ sie den Bogen sinken und als er sie rief, sprang sie einfach aus dem Baum. Elegant landete sie fast direkt neben ihn und blickte ihn an. "Ihr seht besser aus, Glückwunsch.", sagte sie zu ihm. Dann begann sie Nerylls Ausrüstung abzunehemn und ihm zu reichen. Sie hatte sie lange genug mit sich herum getragen, jetzt konnte er sie wieder schleppen. "Und was nun? Hab ihr einen Plan wohin jetzt?", fragte sie ihn. Sie hatte letzte Nacht viel darüber nachgedacht und beschlossen, ihn zu begleiten. Ihr Clan war längst fort und wenn sie mit ihm ging, hatte sie vielleicht die Chance sich einem anderen anzuschließen. Doch hier alleine zurück zu bleiben, war reiner Selbstmord.

"Ich..." Neryll dachte nach. "Die Thronfolge ist in Gefahr... die Königssöhne streiten untereinander um den Thron, scheinen kurz davor zu sein sich gegenseitig mit Stiletten niederzustechen und scheinen nicht auf den Gedanken zu kommen einen Schlag gegen die Silos zu führen..." Er sah Lanaya an. "Ich denke nicht das es Sinn machen wird in die Stadt zurückzukehren... wir sollten einen Weg finden die Silos zu bekämpfen, vielleicht sogar eine eigene Armee aufstellen..." Aber wie? Natürlich verfügte er über Mittel, aber gewiss nicht genug um eine Armee auszuheben. Er bedankte sich bei Lanaya und zog seine Sachen wieder an und hob seine Ausrüstung auf. Er würde einen Weg finden müssen an Mittel heranzukommen.

"Du willst eine Armee aufbauen? Die Platzwunde muss doch übler gewesen sein, als gedacht.", sagte sie zu ihm und schüttelte ungläubig den Kopf. Dann schulterte sie ihren Bogen und steckte den Pfeil zurück in den Köcher. "Ok, mal angenommen, das Land würde nicht so zerklafft sein, wie es ist. Wie willst du eine Armee zusammenziehen? Willst du quer durch das Land rennen und betteln, ein paar Soldaten zu bekommen? Wenn du Glück hast, findest du vielleicht Leute, die wenigstens mit einem Besen sich verteidigen können. Neryll, wir reden von den Silos.", wies sie ihn darauf hin. Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen.

"Wir brauchen einen Anfang." Neryll lehnte sich gegen einen Baum. "Wir müssen eine Lawine lostreten die nicht aufzuhalten sind. Natürlich sind es die Silos. Ich erwarte auch nicht das wir jetzt sofort auf der Stelle anfangen eine Festung aus Lehm und Stöcken zu bauen... wir müssen weiterreisen, zum nächsten Ort, müssen den Leuten helfen. Die Silos ziehen plündernd durchs Land, jemand muss ihnen einhalt gebieten... und wir werden es können." Mit genug Glück und kreativität. Neryll wusste wie Menschen wurden wenn sie Angst hatten... wenn er ihnen zeigte das man die Silos besiegen konnte würden sie zu ihm aufblicken... er brauchte keine Mittel, was er brauchte war Hoffnung. Die Mittel kamen dann zumeist von ganz allein.

"Du willst einen Anfang, bitte ich geb dir einen: `Lohain´.", sagte sie zu ihm. "Ein kleines Dorf nicht weit von hier. Wenn sie Silos sie nicht schon überrannt haben, hast du da vielleicht Glück.", damit trat sie neben ihn und blickte ihn an.

"Gut, dann reisen wir nach Lohain." Neryll blickte zu ihr. "Und du wirst mitkommen? Ich meine... meine Wunden sind kuriert und ich erfreue mich wieder bester Gesundheit... wäre es da eigentlich nicht an der Zeit für dich deiner Sippe nachzugehen?" Es verwirrte ihn das sie immernoch mitkam, nicht das er es wirklich schlimm fand, er verstand es einfach nur nicht.

"Mein Clan ist schon vor Wochen weiter nach Norden gereist. Es würde ewig dauern, bis ich sie einhole. Außerdem ist ein einzelner Elf in solchen Zeit ein gefundenes Fressen für manch einen.", erklärte sie es ihm kurz. Dann setzte sie sich in Bewegung Richtung Lohain. Sie würden den Wald verlassen und über einige Wiesen ziehen. Irgendwann sollten sie dann die Felder von Lohain entdecken. "Noch dazu hänge ich an meiner Reinheit." Manchen Männern war es egal ob Elf, Mensch oder Zwerg, Frau blieb Frau und das würde sich nie ändern.

"Verständlich. Ehre wird unter Kämpfern immer seltener." Erselbst hatte schon oft genug mitanhören müssen wie Kämpfer Häuser gestürmt hatten und sich an wehrlosen Frauen wenn nicht sogar an Kindern vergriffen hatten... unter seinem Kommando hatte es soetwas nie gegeben und würde es auch nicht... er ließ solche Schweinereien nicht zu. "Dennoch, es ehrt mich das ihr mich begleitet... es zeigt mir das ihr vertrauen in mich habt und das bedeutet vermutlich viel, denn die Kluft aus Hass und Vorurteilen zwischen Mensch und Elf ist groß." Und vielleicht hatten sie nun das erste Seil von der einen zur anderen Seite gespannt... eine brüchige Verbindung die stärker werden konnte oder riss... je nachdem wie sich die Zukunft gestaltete.

"Ich bin ehrlich, ihr seit der erste Mensch dem ich begegnet bin. Vielleicht war das auch euer Glück.", gestand sie ehrlich, während sie sich auf den Weg machten. "Jeder Elf kennt die Gesichten, doch einen Menschen selber sehen wir selten. Wir meiden die Städte und verbergen uns in den Wäldern, dadurch kommt es so gut wie nie oder selten zu einer Begegung.", begann sie ihm zu erzählen. "Habt ihr schon mal einen Elf getroffen, also vor mir?", fragte sie neugierig. Zwar erzählte man viel von Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gruppen, aber wo genau, wusste man immer nie. Sie glaubte ehr, das man den Hass von Generation zu Generation weitergab und man Lügen erzählte, um diesen zu erhalten und zu schürren.

"Nein... keine wirklichen Elfen... höchstens diese verzerrten Gestalten auf Seiten der Silos." Neryll seufzte. "Wie ihr sagt versteckt ihr euch gut vor uns und ich denke das auch zurecht... ich habe schon oft Suchtrupps gesehen die nach euren Dörfern und ähnlichen suchen. Natürlich habe ich auch elfische Sklaven und Gefangene gesehen, aber mit keinem Unterhalten." Neryll seufzte. "Einmal gab es ein Feuer in einem Gefängnistrakt. Es war noch relativ zu beginn meines Soldatenleben und ich war als Wache eingeteilt." Er strich über eine Narbe die er an seiner Schulter hatte welche aber im Moment durch seine Kleider verborgen war. "Damals war ich gutherzig, vermutlich war das Feuer von Leute gelegt worden die die Elfen tot sehen wollten... mein Wachpartner holte Hilfe zum löschen und ich... nunja... ich ließ die Elfen frei. Ich wollte ihnen einen sicheren Weg nach draußen zeigen, doch bevor ich nur ein Wort sagen konnte stach mich einer der Elfen nieder, mit einer Scherbe von einem Teller den er versteckt hatte nachdem wir ihnen Essen gebracht hatten." Er blickte zu ihr. "Ich denke solche Dinge sind es die die Vorurteile immer weiter ausweiten... missverständnisse."

Lanaya schwieg und hörte ihm genau zu. Eine ganze Weile dachte sie nach, ehe sie antwortete. "Ich glaube, wenn ich der Elf gewesen wäre, ich hätte euch auch niedergestochen. Wir lieben die Freiheit und die Natur, eingesperrt zu sein, ist für uns ein Höhlentrip, wie ein Mensch es sich nicht vorstellen kann. Er sah bestimmt keinen anderen Weg und glaubte nicht daran, das ihr ihm wirklich helfen wolltet." Sie kamen langsam an den Waldrand und dahinter lag die Wiese. Am Rand des Waldes blieb Lanaya stehen und blickte zurück. Man hatte sie gelehrt immer im Wald zu bleiben, da nur dieser Ort ihr Schutz bot. Nun würde sie ihn für lange Zeit verlassen, doch für wie lange wusste sie nicht. Es war genauso die Frage, wann sie ihren Clan jemals wiedersehen würde. Ein leichter Wind kam auf und flüsterte ihr leise ins Ohr, während er ihre Haare zum tanzen brachte. Sie schloss kurz die Augen und lauschte, ehe sie ihren Weg über die Wiesen fortsetzte.

"Vermutlich hast du recht... dennoch war ich naiv. Mir hätte das klar sein sollen, aber ich war unvernünftig... ich wollte helfen." Er lachte leise. "Und ich habe es bis heute nie bereut." Er blickte über die Wiese. "Wir werden vorsichtiger sein müssen. Grade auf den freien Wiesen treiben sich oft Marodeure rum... seit die Silos wütend ist ihre Zahl stets gestiegen, denn irgendwie scheint jeder zu glauben das man sich jetzt zu Zeiten des Krieges alles nehmen konnte was man will... und Wegelagerei war da nunmal das richtige."

"Marodeure?", fragte sie ihn etwas verwundert. Von sowas hatte sie noch nie gehört. Und was hatte er gegen Wegelagerei? Wenn jemand sein Zelt halt gerne auf dem Weg aufschlägt und dort schläft, warum denn nicht? Solange er nicht von einer Armee überrannt wird, sah sie daran nichts schlechtes. Dennoch wanderte ihr Bogen von ihrer Schulter in ihre Hand. Im Köcher waren mehr als zwanzig Pfeile, die sollten doch hoffentlich reichen.

"Kennst du den Begriff nicht?" Neryll musste sich wieder in Erinnerung rufen das Elfen nicht alles kannten was die Menschen betraf. "Marodeure sind Leute die sich sozusagen über die Kriegsüberreste hermachen... Leichenfledderer, Sklavenjäger, Räuber und dergleichen. Alles was Armeen bei ihrem Krieg zurücklassen ist Futter der Marodeure... Schätze der Toten, Frauen, Kinder, Flüchtlinge... sie machen vor nichts halt." Neryll spuckte aus. "Es sind widerliche Gestalten."

"Kari Madatre ... so nennen wir sie. Es beudeutet seelenloses Wesen.", sie blickte zu ihm hinüber und verstand das Wort nun. "Und nein ich kannte den Begriff nicht. Es gibt zwar Elfen, die versuchen die Lehren der Menschen zu verstehen, doch alles verstehen wir nicht." Dann blickte sie wieder gerade aus. Ihre Schritte waren eilig, da sie sich hier auf dem Feld absolut unwohl fühlte. Sie hatte immer das Gefühl beobachtet zu werden.

Neryll folgte ihr eiligst. "Ja, das hatte ich vergessen... du sprichst unsere Sprache ziemlich gut dafür das du noch nie einen Menschen getroffen hast." Wahrscheinlich gab es Lehrer, Elfen die die Sprache irgendwoher gelernt hatten, vielleicht gab es auch alte Aufzeichnungen, er wusste es nicht. Er blickte über die freie Ebene... an manchen Stellen konnte man Rauch aufsteigen sehen... Brände oder große Lager... sie sollten einen Bogen um alles machen was nicht Lohain war, denn die Gefahr hier auf Feinde zu treffen war hoch.

"Ähm ... naja, so kann man das nicht sagen.", sie überlegte, wie sie es ihm am besten erklären sollte. "Es ist eher andersherum. Wir sprechen alle eure Sprache, es sind nur bestimmte Wörter, welche man vielleicht noch nie gehört hat." Während sie lief bemerkte auch sie die aufsteigenden Rauchwolken. Lanaya änderte die Richtung etwas um einen zusammenstoß zu vermeiden. "Nachdem die Menschen uns fast vollständig gefangen hatten, haben wir alles verloren. Einst hatten wir Städte, eine Religion, eine Sprache, einen Glauben ... heute leben wir in Zelten, verborgen im Wald. Unsere Religion und Sprache ist unvollkommen und nur bruchweise noch erhalten, da wir damals alles verloren hatten ...", ihr Stimme wurde unwissendlich trauriger. Ihr tat es weh daran zu denken. Oft hatte sie als kleines Kind schon den Geschichten ihrer Hüterin gelauscht, die Geschichten Tevinter und vieler anderen prunkvollen Städte. Und nun ... nun hatten sie so gut war gar nichts mehr.

"Oh... nun..." Neryll kam sich dumm vor. "Es tut mir leid... davon hatte ich nie gehört." Er blickte wieder zu den Rauchsäulen. "Auch da hat der Mensch wieder eingegriffen... in unseren Geschichtsbüchern werden Elfen immer als ketzerische Wilde bezeichnet, nicht besser als Tiere ohne eine Religion und dennoch mit dem Segen der Magie beschenkt... ich... habe mir ja gedacht das nicht alles davon stimmen kann... aber..." Er schüttelte den Kopf. "Je mehr ich davon höre desto dümmer kommt mir meine eigene Rasse vor..."

"Wir beugten uns nicht eurer Religion, deshalb waren wir Ketzer.", sagte sie und diese Tatsache stimmte sie traurig. "Aber, bin ich eine Wilde, weil ich in der Natur lebe?", fragte sie ihn und blickte ihn an. Dies war es, was ihr am meisten auf der Seele brannte. War sie wirklich soviel weniger wert, weil sie anders lebte als die Menschen. War ihr ganzes Volk deswegen zur Sklaverei verdammt, weil sie ... unbedeutende Wilde waren ...