Ein Leben jenseits aller Grenzen (2er-RPG/16+)

"Einmal die Woche?" Er nickte. "Ganz wie du willst. Einmal die Woche... solltest du diese Meinung irgendwann mal ändern wollen sag mir einfach bescheid... solange wie du über das schweigst was du gesehen hast werde ich deiner Bitte folge leisten." Er kam in das Wohnzimmer... "Wielange lebst du denn schon in dieser Wohnung?" Sollte sie ihn irgendwann mal öfter sehen wollen würde sie eine größere Wohnung brauchen... aber für den Moment würde es reichen.

"Seit etwa 8 Jahren.", sagte sie und verschwand wieder in der Küche. Sie war ausgezogen, als sie 18 Jahre alt wurde. Zwar lag das nicht im Segen ihrer Pflegeeltern, aber sie konnte nicht weiter mit ihnen zusammen leben. "Ach und übrigens ...", rief sie von der Küche aus zu ihm, "... mein Name ist Eleonora, aber nenne mit Elena." Sie nahm eine neue Tasse aus dem Schrank und goss sich etwas von dem frisch gekochten Kaffee in die Tasse. Etwas Milch und Zucker folgten, ehe sie die Kanne zuschraubte, damit der Kaffee darin warm blieb. Mit einem Löffel in ihrer Tasse rührend, kam sie wieder zu ihm hinüber. "Und mit wem hab ich die Ehre?"

"Tenebris... Tenebris Lux." Er lächelte ihr zu. "Ein Schutzengel zweifelhafter Herkunft, doch diese werde ich nicht weiter erläutern. Gut, Eleonora... Ich werde dich einmal die Woche besuchen kommen, werde Zeit mit dir verbringen und mich dir widmen solange du das verlangen danach hast." Er lehnte sich etwas zurück. "Wie verbringst du deine Zeit wenn du nicht zuhause sitzt und Kaffee trinkst... oder Berge besteigst und dich dabei fast umbringst..."

Eleonora entfuhr ein kurzes Lächeln. Dann trank sie einen Schluck aus ihrer Tasse. "In meiner Freizeit stürze ich mich von Bergen, ertränke mich beim Kanu fahren in den Fluten, erschieße mich auf einem Schießstand oder gerade beim Skaten unter ein Auto. Hin und wieder geh ich aber auch einfach mal wandern oder ins Kino.", gab sie ihm als antwort. Tenebris ... seltsamer Name, aber er war ja auch anders. Und seine Herkunft ... sie war zweifelhaft, so wie seine auch. Doch sie würde es wirklich interessieren, ob ein Schutzengel auch mit den alltäglichen Hobbys eines Menschen klar kam.

"Also bist du das..." Tenebris lächelte. "Unter den Schutzengeln gibt es immer wieder gerede von jemanden der scheinbar wirklich den Tod sucht... vermutlich meinen sie dich damit." Er zuckte mit den Schultern. "Leute wie du machen uns das Leben ziemlich hart. Aber ich nehme euch das nicht übel... man will nunmal seinen Spaß haben."

"Es liegt wohl eher daran, das Leute wie ich, das Leben nicht wirklich schätzen. Dadurch leben wir jeden Tag, als wäre es unser letzter." Dann trat sie vor ihn und trank einen Schluck. "Außerdem ist das doch gut, so wird euch nie langweilig.", ergänzte sie noch. "Also, willst du heute schon deinen wöchentliche Gesellschaft ableisten?", fragte sie ihn und verschränkte die Arme vor der Brust.

Tenebris zuckte mit den Schultern. "Wenn du es willst und Zeit hast ja." Er sah ihr in die Augen. "Aber... ich kann das nicht begreifen. Warum würdest du dein Leben wegwerfen wollen? Ich meine... gewiss, vielleicht hast du niemanden mit dem du reden oder leben kannst, aber du lebst... und es gibt nichts was dich einschränkt." Er deutete auf die Zigaretten. "Außerdem solltest du damit aufhören... es bringt dich langsam um. Eine weitere Sache die ich nicht verstehe... diese Stangen nutzen nichts, machen krank und kosten Geld... und es ist eines der Dinge vor die wir Schutzengel euch nicht schützen können."

"Weißt du ...", begann sie und trank in einem weiteren Zug ihren Kaffee aus. Anschließend wandte sie sich von ihm ab und stellte die Tasse weg. "Wir Menschen sind komplizierte als jedes andere Wesen, vielleicht ist das auch gut so. Doch jeder hat seine Gründe, etwas zu tun.", erklärte sie ihm, ehe sie sich ihre Sachen zusammen suchte. "Hast du auf irgendetwas bestimmtes Lust?", fragte sie ihn.

"Hmm..." Tenebris dachte nach. "Lass uns hinausgehen... wir gehen ein wenig raus, erkunden die Gegend und erklimmen dabei vielleicht ein paar Häuser falls dir danach ist." Er grinste sie an. "Ich bin in meiner sterblichen Gestalt denselben Beschränkungen unterlegen wie du... es könnte also lustig werden. Außerdem will ich wissen was genau euch dazu bringt Dinge zu tun die bei einem Fehler den Tod bedeuten... um das zu verstehen muss man es vermutlich einfach selbst versuchen."

"Wie du willst." Sie nahm ihre Schlüssel von der Wohnung. Anschließend schlüfte sie in ein paar ziemlich mitleidserregende Sneaker, welche sicher schon mehr als nur einen Berg gesehen hatten, aber noch hielten. Eleonora trat aus der Wohnung heraus und wartete, bis Tenebris ihr folgte. Sie schloss ab und machten sich auf den Weg. Elena wohnte in einem kleinen Dorf in der Nähe eines Waldgebietes, wo es viel zu klettern gab und einige Flüsse zum Paddeln. Es war idyllisch, wenn man so etwas suchte.

"Gut..." Tenebris lächelte und blickte sich um. "Wohin also am ehsten? Du kennst dich doch sicherlich ein wenig hier aus, oder?" Er blickte auf ihre Schuhe und seufzte... dagegen würde er auch noch tun müssen. Es gab so vieles was man für diese Frau tun könnte... wenn man nur kein Schutzengel wäre. Dennoch war er durch die jetzige Situation in einer Lage in der er ihr vermutlich helfen konnte... und Kara würde vermutlich nicht sonderlich viel dagegen tun können. Allein dieser Gedanke machte jede Anstrengung wert...

Eleonora lächelte ihn an. Die Sonne stand schon tief am Horizont und die Straßen waren leer. "Schon mal auf ein Kirchendach gekletter?", fragte sie ihn. Dann lief sie los in Richtung Kirche, welche auf dem Markplatz stand. Sie hatte es schon einige Male getan. Die Leute mochten es zwar nicht, akzeptierten es aber stillschweigend. Auf die Idee war sie gekommen, als ein Fensterglas der Kirche erneuert wurde und der Mann an dem Kirchturm in einer Sicherung hing. Sie machte das allerdings ohne alles, das war der Adrenalinkick, den sie brauchte, um sich gut zu fühlen.

"Nein, ich stand schon einigemale dortoben, aber hochgeklettert bin ich noch nie." Er lächelte und folgte ihr. Als sie die Kirche erreichten sah er hinauf. "Hoch... das könnte interessant werden. Oder ziemlich schmerzhaft falls wir fallen sollten."

"Wär nicht das erste Mal, das Knochen daran glauben müssen." sagte sie nur zu ihm. Dann ging sie zu der Fassade der Kirche. Ging einige Schritte zurück und nahm Anlauf. Anschließend rannte sie ein Stück an der Mauer hinauf, ehe ihre Hände die Gitterstäbe ergriffen, hinter welchen die bunten Fenster geschützt lagen. Sie beugte sich etwas vor und blickte zu ihm. "Komm schon." Dann drehte sie sich um und kletterte die Stäbe hinauf wie eine Leiter. Sie war schnell und trittfest. Man sah es ihr an, das sie es schon öfters gemacht hatte.

Tenebris schüttelte den Kopf. "Auf was hab ich mich hier nur eingelassen?" Dann ging er ebenfalls etwas zurück um Anlauf zu holen, rannte und folgte ihr. Natürlich war er kräftig und geschickt... doch er war das hier nicht gewohnt. Normalerweise konnte er einfach seine Flügel nutzen, aber das hier war ihm ziemlich neu.

Das letzte Stück war immer am schwersten. Wenn die Glasfenster aufhörten, war es noch etwa drei Meter bis zum großen Hauptdach. Sie kletterte ganz nach drüben, ehe sie zu einem Säulenabsatz sprang und sich daran festhielt. Frei baumelnd hing sie an der Kante, ehe die sich langsam etwas nach oben stempte, um nach der nächsten Kante einer in Stein gehauenen Figur zu greifen. So ging es die letzten paar Meter weiter hinauf. Das gefährlichste daran war, das die Kante sehr glatt und rund geschliffen waren und darum nur schwer halt gaben.

Tenebris folgte ihren Beispielen und bald schon legte sich seine Hand um einen Teil der Statue... doch als er begann sich hochzuziehen riss das Teil ab und Tenebris stürzte ein Stück herab... doch er fand halt, hing aber einen Moment... fluchend suchte er nach halt... nein, er würde nicht seine Gestalt verändern... er musste es so schaffen...

Eleonora sah hinunter zu ihm, da sie bereits auf dem Dach war. Als er abstürzte sah sie ihn etwas gleichgültig an, als wäre nichts. Doch dann reichte sie ihm die Hand. Sie hielt sich am Dachbalken fest, die Füße gegen die Mauer gestempt und einen Arm in seine Richtung gestreckt. "Brauchst du Hilfe?", fragte sie ihn schon fast etwas herausfordernd.

"Nein... nein, es geht schon..." Er erkletterte letztendlich das letzte Stück und zog sich hoch. "Verdammte Statue... soetwas muss auch stets mir passieren." Er sah die Statue an. "Dieser Wasserspeier wird nicht sonderlich erfreut sein, sollte er jemals wieder erweckt werden..." Er wusste um all die verborgenen Wesen dieser Welt...

Auch Eleonora saß auf dem Dach. Der Wind wehte ihr sanft um das Gesicht und durch die Haare. "Wegen dem Vieh hab ich mir mal ein Bein gebrochen.", sagte sie zu ihm und deutete auf den Wasserspeier. "Er scheint von Natur aus nicht stabil zu sein.", ergänzte sie noch. Dann legte sie sich rückwärts auf das Dach und legte die Hände unter den Kopf.

"Sie sind auch schon ziemlich alt... viel älter als das eigentliche Gebäude." Tenebris lächelte. "Man hat sie vermutlich irgendwann hier heraufgeschafft... als zierde halt." Er sah zum Himmel. "Hier ist es wirklich schön... einen hübschen Ort hast du dir zum Wohnen ausgesucht... übrigens... wünscht du das ich die Nacht lang bei dir bleibe oder soll ich gehen sobald du dich zur Ruhe begibst?"

Eleonora schien über seine Frage nach zudenken. Doch dann zuckte sie mit den Schultern. "Mir egal, wenn du willst kannst du auch gehen." Dann schloss sie langsam die Augen. Die Sonne war schon fast vollständig untergegangen. Langsam kroch die Kälte aus ihrem Versteck und ließ Elena etwas erschaudern. Sie setzte sich auf und sah hinunter auf die leeeren Straßen. "Ein schöner Ort, wenn man Ruhe und Abgeschiedenheit sucht.", ergänzte sie ihn. Dann stand sie auf und ging zum Rand des Daches. "Wir sollten gehen, ehe man uns für Einbrecher hält."

"Ja..." Dann begannen sie den Abstieg und bald waren sie wieder unten. Tenebris sah zu Eleonora. "Ich werde dich noch nach Hause bringen und dann werde ich mich vorerst wieder aufmachen... ich denke es wird das beste sein wenn ich nicht bei dir bleibe." Denn damit wäre Kara vermutlich keineswegs einverstanden, egal was er mit Eleonora abgesprochen hatte.

Eeonora setzte ihren Heimweg fort. "Von mor aus.", sagte sie mit zuckenden Schultern. Sie liefen schweigend neben einander her. Doch dann fragte sie ihn etwas. "Wie ist es eigentlich, also zu fliegen?" Sie hatte ja ein kirzes Gefühl bekommen, jedoch war sie da eher abwesend als anwesend gewesen. Aus Gewohnheit nahm Elena ihre Zigarettenschachtel aus der Seitentasche ihrer Cargohose und nahm sich einen Glimmstängel herau, ehe sie ihn anzündete und die Packung wieder verstaute. Sie bließ eine Qualmwolke in die Luft, nachdem sie den ersten Zug gemacht hatte.

Tenebris seufzte als er sah das sie wieder eine Zigarette rauchte. "Es ist schön... man fühlt sich frei... dennoch solltest du aufhören diese in Stangen gepackte Todbringer zu rauchen..." Er brachte sie bis nach Hause. "Vielleicht werde ich eines Tages wieder mit dir fliegen... doch jetzt muss ich gehen." Er lächelte sie an und drehte sich dann um. "Wir sehen uns in einer Woche." Dann verschwand er und flog wieder in den Himmel... er war gespannt wie die Erzengelin Kara reagieren würde... er war sich sicher das sie ihn beobachtet hatte.