Wenn die Welt in Flammen aufgeht (2er-RPG mit Satoru/16+)

Lanaya war erschöpft. Als die Männer das Lager aufschlugen zog sie sich in den Wald zurück. Sie schloss die Augen und schlief etwas. Erst als es richtig dunkel war kam sie wieder heraus. Munterer fühlte sie sich nicht, aber etwas ausgeruhter. Sichtlich erschöpft kam sie ins Lager, wo sie die getrübte Stimmung der Männer mitbekam. Sie ließ sich etwas unelegant mit zu den anderen fallen, direkt neben Regis.

"Wie war eure Reise, Lanaya?" Regis lächelte sie an. "Wir haben gehört das ihr Späher der Silos erlegt habt die uns gefolgt sind. Waren sie stark?" Ihm war bewusst das viele der Männer Lanaya auf eine unangemessene Art anstarrten... schließlich war sie eine sehr schöne Frau und die meisten der hier anwesenden würden vermutlich nur zu gerne mit ihr ein Lager teilen...

"Ja, der eine zumindest. Der andere hatte ein Pfeil im Auge, bevor er mich überhaupt bemerkt hat." Lanaya ignorierte die Blicke der anderen Männer. Solange sie ihr nicht zu nah kamen, war alles in Ordnung. Da sie nun mal die einzige Frau hier war, wunderte sie das auch nicht. Dann sah sie zu Regis. "Sagt, seit ihr schon mal auf Silos gestoßen? Also nicht das Fußvolk, sondern die richtigen Magier?"

Regis nickte. "Aye, das bin ich. Mehr als einem." Regis blickte zum Himmel. "Ich habe einige von ihnen getötet... früher... heute wäre ich nicht mehr dazu in der Lage." Dann wanderte sein Blick wieder zu Lanaya. "Wisst ihr, ich habe lange Zeit in der Armee gedient, als Magier. Einst besaß ich soetwas wie magische Fähigkeiten, ich war keineswegs schwach, nein. Ich konnte es, wenn ich mich nicht übernahm, relativ gut mit zwei ihrer durchschnittlichen Magier aufnehmen. Nur..." Er seufzte und lehnte sich etwas zurück. "Dann haben mich eines Tages die Silos in die Finger bekommen... ich weiß nicht was sie gemacht haben, aber scheinbar haben sie mir jegliche magische Kraft entzogen..." Regis wusste selbst das seine Geschichte Fragen aufwerfen würde... menschliche Magier waren so selten wie Wölfe mit zwei Köpfen, diejenigen die wirklich zaubern konnten hatten dies meist mit irgendwelchen Gegenständen getan in denen Magie gespeichert war... oder sie waren nicht vollständig menschlich.

"Es gibt verschiedene Arten von Magiern.", begann sie ihm zu erklären. "Es gibt die Magiegeborenen, das sind diejenigen, welche von klein Auf magische Fähigkeiten haben. Dann die erlernten Magier, das sind die, welche von uns gelernt haben, die Energie für magische Zauber aus der Umwelt zu ziehen oder direkt aus Gegenständen. Und zum Schluss gibt es noch die Silos. Die ziehen ihre Energie für ihre Zauber aus der Umwelt und hauptsächlich aus anderen Magiern. Wie, weiß ich nicht, doch in unserem Volk heißt es, das sie einem die magische Begabung entziehen, um selber stärker zu werden. Das funktioniert jedoch nur bei Magiegeborenen, deshalb sind sie auch so stark." Sie blickte zu Regis hinüber und ihr wurde einiges klar. "Zumindest heißt es so bei uns." Mit einem Schulterzucken wandte sie den Blick wieder ab. Magiegeborene waren selten, so wohl bei den Mensch als auch bei den Elfen. Früher nannten die Menschen ihre Magiegeborenen Hexen und verbrannten sie und dann ging ihre Magie verloren. Nun kam unter den Menschen nur noch selten Magiergeborene vor und dafür mehr die erlernten Magier, welche sich für Gott und die Welt hielten.

Regis nickte. "Ich gehörte zu den wenigen ersteren." Er blickte zu den Sternen. "Vermutlich war es glück das ich entkommen bin, meine Magie zu verlieren war ein großer Verlust, doch ich erholte mich davon und entschied mich alles daran zu setzen gegen die Silos vorzugehen... und sei es nur damit das ich ihre Verhaltesweise besser verstehe. Was nicht heißen soll das ich ihre Magie oder Künste lernen will, das will glaube ich kein vernunftbegabtes Wesen..."

"Doch ich.", gab sie ehrlich zu und sah ihn an. "Die Magie selbst ist nicht schlecht, ihr Einsatz macht den Unterschied. Die Magie der Silos ist eine sehr alte Totenmagie mit welcher man sogar Verstorbene zurückholen könnte. Ich weiß zwar nicht, in wie weit diese Wesen dann wirklich leben, doch das will ich herausfinden. Sie gilt zwar als verboten, doch man kann damit vielleicht die Welt ein Stückchen besser machen, noch dazu gibt sie vielleicht Aufschluss, wie meine Vorfahren einmal waren." Lanaya war neugierig, das war nichts neues. Doch selber die beänstigende Magier der Silos schreckte sie nicht, nein sie faszinierte sie. Sie hatte schon oft Magie auch in ihrem Clan gesehen, doch diese unterschied sich in so vielen Dinge mit der der Silos. Das hatte ihre Neugier und ihr Interesse bloß noch geschürrt.

Regis schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht wie euer Volk damit umgeht, aber soetwas wie Totenmagie ist für uns Menschen ein Frevel... man ruft die Geister der Toten nicht wieder ins Leben, wer tot ist sollte tot bleiben." Er schloss seine Augen. "Ich habe gute Freunde an die Silos verloren... Magier. Keiner von ihnen ist im Kampf gefallen, nein, vielmehr haben sie sich dem Feind angeschlossen, sind zu einem Teil von ihnen geworden. Ich glaube nicht das ihre Magie auch nur ein Stück gutes bewirken könnte... wobei gutes natürlich relativ ist, dennoch... ich glaube jene die diese Magie nutzen werden von ihr verderbt. Und das, werte Elfe, würde ich nichteinmal meinen größten Feinden wünschen."

"Dennoch ist sie ei Teil meines Volkes.", sie blickte wieder zu ihm hinüber. "Vielleicht mag sie einen verderben, doch jede Magie hat auch ihren nutzen. Vielleicht ist es falsch, Tote wieder zum Leben zu erwecken, dennoch ... wenn ich die Wahl hätte zwischen Leben und Tot, würde ich das Leben bevorzugen, egal wie kurz es wäre, natürlich mit der Vorraussetzung, das ich Herrin meiner Sinne bleibe."

"Und das ist die Frage..." Regis blickte wieder zu ihr. "Sind die Silos noch Herren ihres Willens? Könnte es nicht sein das diese Magie so in ihren Wurzeln verdorben ist das sie eine Art eigenleben entwickelt hat? Wofür kämpfen die Silos? Sie kämpfen nicht für die Elfen, nicht für die Menschen, nicht für die Zwerge. Sie kämpfen nur für sich, alte Bande sind ihnen egal solange sie alles auf ihrem Weg verzehren." Er fand dieses Gespräch interessant, dennoch bemerkte er das sich bereits einige Leute entfernt hatten da sie das Gesprächsthema nicht interessierte. "Und... ich denke ich würde lieber sterben als mich den Silos anzuschließen."

"Die Silos sind entstanden durch den Aufstand der Elfen gegen die Menschen. Die Silos kämpfen dafür, dass das Land geeint ist und alle unter einer Flagge leben, auch wenn ich zugebe, das die Art und Weise dieses Ziel zu erreichen, nicht gerade ... richtig ist." Für sie stand fest, das es noch öfters solche Gespräche mit Regis geben würde. Sie beide hatten zwar einige Gemeinsamkeiten, jedoch unterschieden sich ihre Meinungen. "Sie denken, das man das Land nur vereinen kann, wenn man vorher alles üble auslöscht. Und ihnen anschließend würde ich mich auch nicht, aber ich finde die Kunst ihrer Magie interessant, wobei wir wieder beim Anfangsthema wären." Lanaya störte es nicht, das sich einige der Menschen entfernt hatten. Doch sie musste zugeben, das sie, was die Silos betraf, eine ziemliche eigene Meinung hatte. Schon in ihrem Clan war es deshalb schon öfters zu Diskussionen gekommen.

"Natürlich." Regis lächelte. "Es ist interessant mit euch zu diskutieren. Ihr vertretet eine feste Meinung und an diese haltet ihr auch. Vielleicht wird die Zeit zeigen was es mit der Magie der Silos auf sich hat, aber lasst euch eines gesagt sein... solltet ihr euer Interesse für die Magie der Silos ausweiten werde ich euch genauer beobachten... und sollte sich meine Theorie bezüglich der verdorbenen Magie als real erweisen werde ich nicht zögern gegen euch vorzugehen."

Lanaya lächelte Regis herausfordernd an. "Das wird die Zeit zeigen." Sollte sie einmal die Magie der Silos verzehren, hoffte sie, das jemand sie aufhielt, bevor sie Dinge tat, die sie später bereute. Aber dennoch, sie wusste, das sie dann aber auch kein leichter Gegner wäre. Die Magie der Silos war stark und das hatte sie schon oft genug gesehen. Dennoch, ihre Faszination dafür blieb.

Regis nickte und stand auf. "Richtig. Ich wünsche euch eine angenehme Nacht, Lanaya. Vermutlich wird unser Kommandant noch immer im Zelt sitzen und seine Karte überblicken. Neryll ist ein guter Mann, das merkt man auf anhieb... aber ich denke er wir von Zeit zur Zeit eine helfende Hand brauchen." Er verbeugte sich und ging dann in Richtung seines Zeltes fort.

Lanaya sah Regis noch kurz nach, dann sah sie wieder hinauf in den Himmel. Heute wollten sich die Sterne nicht zeigen und selbst der Mond verbarg sich hinter dichten Wolken. Sie blieb noch eine Weile dort sitzen, dann stand sie auf und machte sich auf den Weg zu Neryll. Leise trat sie ein und sah ihn immer noch über seinen Karten brühten. "Was machst du?", fragte sie ihn, ehe sie sich neben ihm nieder ließ.

Neryll blickte auf. "Oh..." Er lächelte. "Nun... ich habe mir die Karten angesehen und verglichen... und über den Weg nachgedacht den wir Einschlagen werden." Er deutete auf eine Karte vor sich. "Der Weg dem wir jetzt folgen führt nach Sirea, einem realtiv abgelegenen Dorf. Vorher gabelt sich der Weg allerdings und der andere Pfad führt uns direkter zum Wald... allerdings gibt es dort auch kaum Ortschaften die wir besuchen könnten..."

Lanaya blickte auf die Karte und dachte nach. "Es wäre zu auffällig mit mehr als 50 Leuten durchs Land zu ziehen. Im Moment sehen wir noch aus wie Flüchtlinge, aber desto mehr wir werden, desto auffälliger sind wir." Dann zeigte sie mit dem Finger auf den ehemaligen Weg und zog ihn bis zum Wald nach. "Und was ist, wenn wir uns trennen? Ein kleiner Teil zieht Richtung Sirea weiter und der andere Teil in die Berge. Da die Silos momentan den Weg nach Süden nehmen, sollten sie uns nicht begegnen."

"Das wäre eine Möglichkeit..." Neryll dachte nach. "Außerdem ist der Weg nach Sirea ziemlich felsig und uneben... ich denke nicht das wir mit den Wägen dorthinkommen würden." Er sah zu ihr. "Vielleicht wäre es das beste wenn wir Regis solange das Kommando übergeben, er mit dem Rest schonmal in Richtung des Waldes zieht und dort wo die Wege sich wieder treffen auf uns wartet... in der Zeit reisen wir nach Sirea. Zu zweit kommen wir besser voran, schließlich müssen wir uns etwas beeilen da der Weg sowieso länger ist..."

"Hauptsache sie treffen nicht im Wald auf Probleme.", sagte sie und betrachtete das Waldstück, durch welches die Reise für den anderen Teil weitergehen sollte. Sie kannte den Wald nicht und konnte sich auch nicht daran erinnern, schon einmal dort gewesen zu sein. "Wie viel weiter ist der Weg über Sirea?"

"Wenn die Karte genau ist und ich mich nicht verrechnet habe ungefähr einen Tagesmarsch... die Strecke führt um den Wald herum, an Silia vorbei und dann wieder zu der eigentlichen Straße." Neryll setzte sich auf und streckte sich ein wenig. "Ich denke das schlimmste was ihnen Begegnen kann sind Räuber... und davon sind die meisten bereits in den Süden gezogen, immer den Silos hinterher..."

"Oder Bären ... und Kalas ... oder Spinnen ...", dachte sie weiter laut. Dann sah sie zu Neryll hinüber. "Da gehen wir außenrum und die anderen direkt hindurch. Erreichen wir schon morgen die Kreuzung?" Anschließend drehte sie den Kopf und gähnte kurz. Die Müdigkeit überkam sie wieder und es wurde Zeit, das sie sich ausruhte. Der Tag war zu anstrengend für Pferd und Reiter gewesen, aber bestimmt noch anstrenger für das Pferd. Sie hoffte einfach mal, dass das Tier morgen wieder einigermaßen fit war.

"Die Verzweigung erreichen wir morgen... ich denke um die Nachmittagsstunden rum." Neryll seufzte und rollte die Karten zusammen. "Ja, natürlich gibt es noch die natürlichen Bewohner des Waldes... doch die meisten machen größere Bögen um mehrere Menschen. Regis wird alle zusammenhalten müssen, dann wird er vermutlich schon gut ausgehen." Auch er war ziemlich müde... außerdem würde es morgen wieder ein langer Tag werden.

"Außer sie fühlen sich bedroht.", warf Lanaya ein. Sie legte Bogen und Köcher wieder ab und blickte zu Neryll hinüber. "Lass uns schlafen, ich bin müde und es ist schon spät." Auf ihren Lippen erschien wiede ein kleines Lächeln, ehe sie sich abwandte. Sie war müde und erschöpft, wie lange nicht mehr. Ihre Muskeln waren träge und ihre Augen schwer. Lanaya ließ sich regelrecht auf ihren Schlafplatz fallen und es dauerte nicht lange, da war sie auch schon im süßen Land der Träume angekommen.

Neryll verbrachte noch einen Moment damit Lanaya anzusehen... dann ließ er sich ebenfalls zu Boden sinken, schloss seine Augen und schlief ein... keine Träume, aber auch keine Alpträume, suchten ihn heim... er schlief wie ein Stein, traumlos und zufrieden.

Lanaya schlief tief und fest und nichts konnte sie wecken. Selbst als das Lager draußen langsam mit den ersten Sonnenstrahlen zum Leben erwachte, schlief sie weiter. Dennoch lag ihre Hand nach wie vor auf ihrem Bogen, scheinbar bereit, jeder Zeit anzugreifen.