Schatten der Vergangenheit (Ly&Blacky)

"Natürlich hast du das gewusst. Schließlich habe ich es dir gegenüber nicht einmal ansatzweise erwähnt. Weder damals noch jetzt. Weißt du wie viel jetzt für mich auf dem Spiel steht?!" Aragons Hand griff um ihre Kehle. "Ich bin meine Arbeit los, das ganze Gespött der Stadt. Niemals werde ich je wieder irgendwo eine vernünftige Arbeit bekommen. Meinen Rittertitel kann ich vergessen und von Adel werde ich auch bald nicht mehr sein. Sag mal, weißt du eigentlich, was du da alles angerichtet hast?!"

Velizita konnte sich kaum noch zügeln. "Ihr hättet so etwas niemals tun sollen... aber jetzt kann ich mir wenigstens sicher sein. Zumindest du wirst im Gefängnis landen, vielleicht auch auf dem Richtstuhl..." Velizita wandte sich von ihm ab. Sie würde es dem nächstbeste verantwortlichen sagen, den sie fand. Was sie aber über ihre Schwester sagen würde, wusste sie noch nicht.

Leonardo verstand das. Doch kaum hatte sich Velizita abgewandt eilte er die Gänge entlang. Er musste Alessa finden und mit ihr verschwinden.
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"Lass mich los ...", keuchte sie etwas und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. Sie wollte ihm nicht weh tun ... Doch dann lag bereits des nächste der drei Messer in ihrer Hand und grub sich tief in Aragons Unterarm. Sie hatte es nicht gewollt, es war ein Reflex um ihr eigenes Leben zu retten.

Aragon ging keuchend in die Knie und betrachtete die drei Messer in seinem Arm eine Weile, bevor er damit begann sie herauszuziehen. "Scheiße... verdammt...", er versuchte erfolglos seine Wunden zuzuhalten, doch vergebens. Das Blut floss in Strömen und mehrere heftige Schmerzen durchzuckten seinen Arm.

Velizita eilte Leonardo, nachdem sie erst so getan hatte als würde sie jemanden suchen, nach. Sie wollte wissen, was hier vor sich ging.

Alessa blickte eine letztes Mal zu Aragon. "Es tut mir Leid, Aragon." Dann wandte sie sich um und rannte. Mittlerweile sollte man den Toden entdeckt haben. Sie lief Leonardo in die Arme. "Wir müssen hier weg, Alessa." Diese nickte nur, ehe die beiden in einen Gang einbogen, welcher an einem Fenster endete. Dort angekommen blickten sie hinunter. Es war nicht hoch, da sie im ersten Stock waren und wie das Glück es will, fuhr unten ein Karren mit Heu vorbei. "Komm.", sagte Leo zu ihr und sprang. Alessa blickte noch einmal zurück, sah noch einmal kurz ihre Schwester und sprang hinterher. Mit einem dumpfen Geräusch landeten sie im Heu und verbargen sich darin.

Velizita sah ihre Schwester voller Verzweiflung an. Sie hatte es also wirklich getan.
Der ganze Saal war in heller Auffuhr. Eine Dienerin hatte die Leiche bereits entdeckt und schrie um Hilfe, während Aragon sich am Boden krümmte. "Aragon!" Velizita eilte schnell in seine Richtung und versuchte ihm aufzuhelfen, aber er blutete... und das ziemlich stark. "So hilf mir doch einer!" Schon bald wurde Aragon geholfen, doch ging es ihm immer noch nicht besser. Alessa hatte ihn einfach hintergangen... und das obwohl er sie wirklich gemocht hatte. Bis jetzt...

Alessa und Leonardo verschwand in die sichere Zuflucht ihres Hauses oder eher das ihres Herren. Alessa verschwand unter der Dusche und Leonardo verbrachte den restlichen Tag mit meditieren. Am Abend kam ihr Herr, hochzufrieden zurück. Die einzigen beiden, welche die Tag angeblich gesehen haben sollten, waren Aragon und Velizita, doch diesen glaubte man nicht. Ihr Herr hatte alles als eine Art Komplott gegen ihn hingestellt und somit waren Alessa und Leonardo aus dem Schneider.

Velizita saß an Aragons Bett und fuhr ihm seufzend durch sein Haar. "Ich kann es einfach nicht glauben... niemand hält sie für verdächtig. Wohlmöglich werden wir auch noch als Täter abgestempelt..."

"Ich bin zufrieden mit euch beiden.", sagte ihr Herr, als die beiden vor ihm knieten. "Einer meiner letzten Revalen ist fort und nun ist der Weg frei für uns." Damit wandte er sich ab und verschwand wieder im Inneren des Anwesens. Leonardo und Alessa blieb im Garten. "He ... Kleine ... was ist los?", fragte er sie, als er ihr betrübtes Gesicht sah. "Ich weiß nicht, aber heute ..." "Es fühlt sich falsch an oder?" Auf seine Frage nickte sie nur. Nie hatte sie sich überlegt, was geschah, wenn jemand starb, nicht für denjenigen, sondern für diejenigen in seinem Umfeld. Es war immer nur eine Aufgabe gewesen, mehr nicht und dennoch ... sie hatte das Leben des Mann nicht zerstört, aber derjenigen, welche ihm nahe standen.

Velizita stand seufzend auf und begann zu packen. Aragon war aus seinen Diensten entlassen worden und auch Velizita hatte hier nichts mehr zu suchen. Doch wo sollten sie jetzt hin? Was sollten sie jetzt tun? Sie hatten beide Heim und Arbeit verloren...

Alessa stand nach einer Weile auf und blickte ihn an. "Ich geh eine Runde.", sagte sie und verließ das Anwesen. Sie musste den Kopf frei bekommen. Sie hatte Aragon und ihre Schwester ins Verderben gestürzt. Das hatte sie nicht gewollt, doch ansonsten hätte es sie und Leonardo den Kopf gekostet.

Velizita zog sich in ihr Zimmer zurück und begann dort ihre Kleider abzulegen. Vielleicht würde sie für dieses Stück Stoff noch ein paar Goldmünzen bekommen und das Schwert würde sicher auch noch seinen Teil dazu beitragen. Warum hatte Alessa das nur getan? Dabei hatte sie doch genau gewusst, dass es ihr Herr war...

Alessas Füße trugen sie dorthin, wo sie eigentlich nicht hin wollte, zu ihrer Schwester. Sie blickte hinauf und sah zum Fenster ihrer Schwester. Einige ehemalige Soldaten des Herren kamen ihr entgegen und blickten sie, ehe sie weiterliefen. Was hatte sie nur getan ... Langsamen Schrittes ging sie hinein in das Anwesen und keinen schien es zu interessieren, das sie dort war. Alle waren mit packen und abreisen beschäftigt.

Velizita zog ihre gewöhnliche Alltagskleidung an und begann in Aragons Zimmer zu packen. Zuerst holte sie einen großen, staubigen Koffer hervor und entfernte den Staub vom Kofferdeckel, bevor sie ihn auf dem Bett ausbreitete und ihn öffnete. Schließlich begann sie damit alle wichtigen Sachen in den Koffer zu packen. Bestimmt ließen sich davon einige gute Dinge verkaufen.

Alessa sah als erstes in dem Zimmer ihrer Schwester nach, doch da war niemand. Anschließend ging sie ins Zimmer von Aragon und klopfte an. Anschließend öffnete sie langsam und vorsichtig die Tür.

Velizita wandte sich zur Tür um und staunte nicht schlecht. "Du wagst es noch, dich hier her zu trauen? Nach alldem, was du getan hast?"

Alessa hatte sie gefunden und was nun ... "Hör zu, es tut mir Leid Velizita.", sagte sie zu ihr. Etwas zögernd trat sie ein und blickte ihre Schwester an. Sie hatte wieder ihre normalen Sachen an und zog den Umhang etwas enger um ihren Körper.

"Wie bitte? Es tut dir leid? Ist das dein Ernst?" Velizita schüttelte seufzend den Kopf und wandte sich ab, dem Fenster zu. "Du hast ihn einfach umgebracht... selbst dass ist schon die größte Sünde auf Erden. Du hast genau gewusst, dass er unser Herr ist... du hast Aragon schwer verwundet und uns beide arbeits- und heimtslos gemacht. Denkst du das kannst du mit einer einfachen Entschuldigung begleichen?"

"Ja ich weiß das es nicht reicht? Aber was hätte ich machen soll?", fragte sie ihre Schwester. "Mein Herr hätte mich dafür bestraft, wenn ich es nicht getan hätte. Und das mit Aragon ..." Sie hatte einfach reagiert, weil er ihr Leben bedroht hatte.

Velizita wandte sich zu ihr um und funkelte sie wütend an. "Du hättest dir von Anfang an überlegen können, wohin so etwas einmal führen kann. Sicher verdienst du viel Geld, aber was ist mit deinem Gewissen? Ist es etwa beruhigend für dich, wenn du an die Zahl der Menschen denkst, die du bereits getötet hast? Ich hingegen habe mein Geld ehrlich verdient, habe dafür hart gearbeitet... und selbst dafür noch gezahlt... mich vergewaltigen lassen. Und hey, vielleicht bin ich sogar schwanger? Wer weiß..."

Alessa klappte fast die Kinnlade herunter. "Bitte was? Er hat dich vergewaltigt?", fragte sie unglaubwürdig. Sie konnte es nicht glauben ... dieses Schwein hatte Hand an ihre Schwester gelegt. Wenn es stimmt, dann hätte sie diesen Arsch noch mehr leiden lassen.

"Ich glaube ich habe mich diesbezüglich klar und deutlich ausgedrückt... ja, hat er."

Alessa sah sie total perplex an. "Und dann bist du sauer, das er tot ist?", sagte sie fassungslos. Klar das mit Aragon verstand sie, aber das ...

"Nicht deswegen, Alessa. Aber du musst mich verstehen. Ich stehe vor dem Nichts... und wenn ich Pech habe, dann auch noch mit einem Kind, dass ich nicht ernähren kann."

"Komm mit zu mir, Velizita.", sagte sie zu ihr. "Mein Herr sucht noch eine Haushälterin. Du könntest mit bei mir wohnen und Aragon auch.", sagte sie zu ihr.

"Nachdem du dieses Leben ausgelöscht hast? Nachdem du uns das angetan hast? Nein, Velizita. Du solltest zur Abwechslung lieber denken, bevor du handelst. Außerdem... was sollt das ändern, wenn wir bei dir sind? Du würdest sowieso nur weiter morden."